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Die Autoren-Webseite

Die Autoren-Webseite steht fast immer an vorderer Stelle, wenn man sich umschaut, welche Marketingmaßnahmen beim Selfpublishing unentbehrlich sind. Das wundert wenig in Zeiten, zu denen jeder, der ein Produkt oder eine Dienstleistung anbietet, ohne einen ordentlichen Auftritt im Internet selten weit kommt. Trotzdem möchte ich die eigene Autoren-Webseite als unverzichtbares Element etwas relativieren. Ich spreche aus der Erfahrung eines Menschen, der beruflich Webseiten konzipiert, erstellt und als Webmaster betreut hat.

Zum einen verkaufen wir Autoren unsere Bücher nur selten selbst. Üblicherweise bedienen wir uns dafür der unterschiedlichsten Plattformen oder Distributoren. Wenn wir tatsächlich selbst das Wechselgeld verwalten, dann am ehesten bei einer Lesung. Die Distributoren haben nicht nur großartige Webauftritte, auf denen sie die Bücher ausführlich vorstellen, sondern auch Online-Shops, in denen sie diese verkaufen. Ich will damit sagen, dass es im Zweifel mehr Sinn macht, das Buch mit Hinweis auf den Online-Shop zu bewerben, als die eigene Person auf der Autoren-Webseite. Beides ist wichtig, aber die Reihenfolge muss stimmen.

Zum anderen nützt eine noch so geniale Webseite nichts, wenn sie niemand findet bzw. wenn sie niemand besucht. Das hat oft, aber nicht immer die gleiche Ursache. Webseiten werden gefunden, wenn sie gut verschlagwortet oder von allgemeingültigem Interesse sind. Nach der Eingabe „Zahnarzt“ listet mir die Google-Suche alle Zahnärzte in der Umgebung auf. Wenn ich „Autor“ eingebe, fragt mich Google, ob ich „Auto“ meine oder zeigt mir einen Wikipedia-Artikel über die Bedeutung dieses Worts. Das könnte man mit etwas Aufwand sogar ändern, aber welcher Leser sucht im Internet nach dem Begriff „Autor“?

Um die Webseite eines Autors zu finden, muss der Suchende entweder dessen Namen oder den Titel des Buchs kennen. Das wiederum setzt voraus, dass sich das eine oder das andere schon herumgesprochen hat. Summe meiner Rede: Eine Autoren-Webseite ist wichtig, aber als wirksames Marketinginstrument erst dann, wenn der Autor für sein Buch und seine Person ein bisschen getrommelt hat. Erst danach können gute Rezensionen dort verlinkt bzw. zitiert werden oder aktuelle Veranstaltungen wie Lesungen oder die Teilnahme an Wettbewerben ihren Platz finden.

Trotzdem gibt es Gründe, die eigene Webpräsenz möglichst früh auf die Beine zu stellen. Ob früher oder später, es bleibt die gleiche Arbeit. Aber sobald die Seite existiert, gibt es eine Adresse im Netz, die sogenannte URL auf Basis der eigenen Domain, die sinnvollerweise den Namen des Autors enthält. Dieses www-mein-name-de gehört ab dann auf und in alles, was mit dem Buch zu tun hat, vom Impressum des Buchs über das Exposé bis hin zu sämtlichen Buchbeschreibungen auf Plattformen und Ankündigungen.

Zu einem aktiven und wertvollen Marketing-Tool wird die Autoren-Webseite, wenn sie um einen Blog erweitert wird. Damit besteht die Chance, interessanten Content zu generieren, der die Aufmerksamkeit von zunächst Google und dann von Lesern weckt. Wenn die Inhalte im Zusammenhang mit dem eigenen Buch stehen, umso besser. So befeuert das eine das andere. Voraussetzung dafür sind Zeit und Energie, zudem der Wille, über Dinge zu schreiben, die für Leser einen echten Mehrwert bieten. Dazu gehört sicher nicht die Hauskatze, die dem Autor bei der Schreibblockade zuschaut.

Für mich war aus den zuvor genannten Hintergründen die eigene Webseite kein Problem. Es ist eine WordPress-Seite, und mit WordPress ist das Bauen einer Webseite grundsätzlich nicht schwierig. Es erfordert weder Programmierkenntnisse noch ein tieferes Verständnis von Computern oder Software. Außerdem kostet WordPress nichts.

Ohne hier zu tief in die Materie einzusteigen: WordPress ist eine Art Fahrgestell, für das es auch eine Karosserie braucht. Diese Karosserien, in der Fachsprache „Theme“ oder „Template“ genannt, unterscheiden sich nach Design und vor allem nach dem Verwendungszweck. WordPress selbst liefert zwei oder drei Standard-Themes mit, die schlicht, aber brauchbar sind. Wer etwas Hübscheres oder Ausgefalleneres sucht oder von vorneherein ein Theme mit Blog-Funktion will, der hat im Netz eine nahezu unbegrenzte Auswahl. Die schränkt sich unwesentlich ein, wenn man die kostenlosen Themes ausschließt, die im Allgemeinen eher schlecht programmiert sind und von ihren Machern nicht dauerhaft mit Updates versehen werden. 50 bis 70 EUR für ein attraktives und gepflegtes Theme sind eine Investition, die sich langfristig auszahlt. Ein großes Angebot bietet die Firma Themeforest. WordPress ist im Übrigen ein heute so verbreiteter Standard, dass sich spätestens im weiteren Bekanntenkreis jemand damit auskennen sollte.

Wie sehe ich, wer und wie viele Besucher auf meiner Webseite unterwegs waren? Leider gar nicht. Es gibt Mittel und Wege, allerdings setzen die doch Auseinandersetzung mit der Materie voraus. Mit der Google Search Console kann man eine Analyse des Verhaltens von Google im Hinblick auf eine bzw. die eigene Webseite sehen. Das bezieht sich vor allem darauf, mit welchen Suchbegriffen jemand auf die Webseite gelangt ist. Deutlich mehr sieht man mit Google Analytics, aber da geht es ziemlich ins Eingemachte und an Werkzeuge, die in den Hintergrund der Webseite eingebaut werden müssen. Außerdem verkompliziert sich mit jedem dieser Tools die Datenschutzerklärung und wird gefühlt hundert Seiten länger.

Überhaupt, was nützt mir das, wenn ich weiß, wie viele Leute auf meiner Seite waren? Wenig! Eine Webseite ist als elektronische Visitenkarte im Gesamtpaket Marketing absolute Pflicht. Bei einem zusätzlichen Blog sollte die Kommentarfunktion aktiv sein. Da werden sich im Lauf der Zeit Lob und Kritik artikulieren, und die Menge der Kommentare zeigt, ob auf der Seite Bewegung stattfindet oder nicht.

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