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Druckvorlagen Konvertierung (Taschenbuch Amazon KDP)

Die Druckvorlagen Konvertierung für das Taschenbuch bei Amazon KDP war die nächste Herausforderung. Das eBook im Kindle-Format hatte ich auf Amazon erfolgreich veröffentlicht. Alle waren zufrieden, im Zweifel auch die Nicht-Kindle-Nutzer, weil es seit einiger Zeit eine Kindle-App gibt, die auf nahezu allen Geräten läuft. Jetzt stand das Taschenbuch an.

Amazon KDP fragte mich zuerst, welches Taschenbuchformat es den sein soll. Dazu muss man wissen, dass Amazon als US-amerikanischer Konzern die dort üblichen Formate anbietet und nicht die hier gängigen. Ich wählte mit 5 x 8 Zoll, was 12,7 x 20,3 cm entspricht, ein Format, das denen in Deutschland möglichst nahekommt. Amazon KDP schickte mir daraufhin per Download ein einfaches Excel-Programm mit den Daten für die Anlage des Textblocks im Buch. Durch die Eingabe unterschiedlicher Maße lassen sich bestimmte Parameter nach eigenem Geschmack variieren, zumal die angezeigten Werte Grenzwerte sind. Wenn zum Beispiel mehr Freiraum an den Rändern gewünscht wird, kein Problem. Aber wie den Textbereich in den angegebenen Maßen füllen, so dass es wirklich wie ein Buch aus einem Verlag aussieht?

Um eine konkrete Vorstellung zu bekommen, um was es hier geht, nehme man sich ein beliebiges Buch aus einem beliebigen Verlag und schaue sich mehrere Seiten an. Lesen ist nicht notwendig. Die letzte Zeile am unteren Rand endet immer auf der gleichen Höhe, nämlich am unteren Rand des Satzspiegels. Verpönt sind dabei einzeln stehende Zeilen von einem neuen Absatz, die sogenannten „Schusterjungen“. Nun könnte man auf die Idee kommen, die Zeilenabstände auf einer Seite so zu vergrößern oder zu verkleinern, bis es passt. Damit wird dem Dilettantismus noch mehr Raum gegeben. Abgesehen davon, dass dadurch der Grauwert einer gedruckten Seite sichtbar und störend verändert wird, zerschießt das auch die sogenannte Registerhaltigkeit. Die verlangt, dass nicht nur die Zeilen auf der linken und rechten Buchseite auf gleicher Höhe stehen, sondern auch die auf Vorderund Rückseite eines Buchbogens, damit sie nicht auf die jeweils andere Seite durchscheinen.

Nun denke bitte niemand, ich wäre vom Fach oder sei aus anderen Gründen der Druck- und Satz-Spezialist. Nichts davon. Druckvorlagen Konvertierung war absolutes Neuland für mich. Sensibilisiert hatten mich die gedruckten Testleserexemplare, deren Druckvorlage von mir ohne jedes Wissen und auf die Schnelle zusammengeschustert worden war und so auch ausschaute. Schon der erste genauere Blick zeigte, dass das nichts mit einem professionell gesetzten Buch zu tun hatte. Aber da wollte ich mit der endgültigen Fassung hin. Und lernen oder Erfahrungen machen, kann man vor allem mit Dingen, von denen man keine Ahnung hat. Wie so oft sind Google und YouTube extrem hilfreich, um sich diese Ahnung zu verschaffen. Irgendwann ist dann klar, auf was es ankommt. Es ist aber nicht offensichtlich, wie man da hinkommt.

Ich kann nachvollziehen, dass Amazon KDP meint, eine brauchbare Druckvorlagen Konvertierung sei kein Problem. Registerhaltigkeit oder Schusterjungen sind da kein Thema. Die wollen dein Buch veröffentlichen und daran verdienen. Aber warum Schreibprogramme für Autoren erzählen, man müsse nur den Text in das gewählte Buchformat bringen und alles sei gut, verstehe ich nicht. Natürlich funktioniert das, es sieht halt aus wie Tiefkühl-Fischstäbchen, wo man einen Fisch erwartet hatte.

Das Schreibprogramm Papyrus bot immerhin eine formatierte Vorlage, die meinen Vorstellungen zwar nahekam, aber nicht vollständig entsprach. Die nächsten zwei Tage waren ein Wechselbad kleiner Fortschritte und eklatanter Misserfolge. Ich versuchte, in diesem Programm mit welchen Mitteln auch immer meine Ideen zu optimieren und gleichzeitig die notwendigen Kompromisse zu minimieren. Ich habe umformatiert, was ging, und gelassen, was sich verweigerte. Ich weiß bis heute nicht, ob es an meiner Unfähigkeit oder an fehlenden Möglichkeiten lag.

Eigene Defizite will ich nicht ausschließen, weil es in Papyrus eine große Menge Formatvorlagen gibt, die noch nach individuellen Wünschen angepasst werden können. Mit diesen Vorlagen hatte ich mich nur im Ansatz beschäftigt, auch weil das Handbuch eher abschreckt. Die grafische Gestaltung dieses Handbuchs ist eine wüste Mischung von Bildbeispielen unterschiedlichster Größe mit Text aus vielen kursiven und fett geschriebenen Anteilen und Einzügen nach Absätzen. Am schlimmsten ist der Blocksatz, der bei kurzen Texten oft Abstände zwischen Wörtern produziert, die breiter sind als diese selbst. Auch inhaltlich klang das alles für meine Ohren wie eine maschinelle Übersetzung aus dem Chinesischen. Wer Handbücher von Apple Programmen kennt, weiß, wie man das besser machen kann. Alles in allem erhöhte das nicht die Lust, sich mit den Details von Papyrus auseinanderzusetzen, und dafür wird man bestraft.

In einem letzten verzweifelten Aufbäumen fragte ich den Support bei Papyrus, warum zum Beispiel das Programm beim Konvertieren auf ein anderes (intern angelegtes) Format immer eine komplette Leerseite vor Kapitelanfängen einfügt. Eine wenig hilfreiche Antwort bekam ich erst nach Tagen, als ich Papyrus schon hinter mir gelassen hatte und einen nächsten Versuch mit Pages, der Textverarbeitung von Apple, unternahm. Die Einrichtung war bei Pages nach einer viertel Stunde erledigt. Die Probleme im Detail kamen aber auch hier. Der Blocksatz erwies sich als deutlich schlechter als der in Papyrus – trotz mehr Silbentrennungen. Außerdem wurde der Satzspiegel so gut wie nie ausgenutzt. Die Seiten endeten fast alle auf unterschiedlichen Höhen.

Gespeist von Ärger und Unwillen fand meine Recherche im Netz schließlich einen Ankerpunkt bei professionellen Publishing Programmen. Das von vielen als Indesign-Alternative gepriesene Programm Affinity Publisher wurde gerade mit einem 50% Rabatt für rund 30 EUR angeboten. Das war mir einen Versuch wert. Wie sich zeigte: Für das, was diese Software leistet, ist das ein Spottpreis.

Man darf nicht davon ausgehen, so ein Programm zu installieren, und der Rest geht von selbst. Ich brauchte zwei volle Tage des Herumprobierens, Lesen im Handbuch und Lehrvideos schauen, um überhaupt die Grundbegriffe zu verstehen. Aber dann war es eine Freude, weil sämtliche Widerstände, die die anderen Programme geleistet hatten, hier nicht existierten. Wunderwerkzeuge, die alle meine Probleme lösten, waren die im Detail einrichtbaren Wortabstände, Buchstabenabstände inklusive minimal veränderbarer Buchstabengrößen, eine differenzierte Silbentrennung und nicht zuletzt das Grundlinienraster, das die Zeilen auf gleicher Höhe hält.

Dabei wurde mir klar, dass eine normale Textverarbeitung das nicht leisten kann, weil diese Werkzeuge nicht oder nur in Ansätzen vorhanden sind. Auch Papyrus hat diese nicht. Aber bei einer Software für Autoren wäre es fair, darauf hinzuweisen, wo die Grenzen gesetzt sind, und nicht so zu tun, als wäre alles möglich. Es hätte mir viel Zeit erspart.

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Buchcover

Seit geraumer Zeit gab es einen Entwurf für das Buchcover, der für die Exemplare der Testleser verwendet worden war. Als zentrales Element zeigte er den originalen 64er Chevy Bel Air angeschnitten am unteren Rand. Das Bild hatte ich in den 90er Jahren nachts an einer Tankstelle in Chicago fotografiert. Ursprünglich war darauf auch unser damaliger Kameramann zu sehen, an den die Figur des Steve Redman angelehnt ist. Das Auto auf dem Cover war ein absolutes „Muss“. Dieser Wagen transportiert die gesamte Geschichte im Buch. Der Hintergrund auf dem Exemplar der Testleser zeigte ein Rotbraun, ein in der Fläche verrostetes Blech, das eine Referenz zum Zustand des alten Chevys darstellen sollte.

Ursprüngliches Buchcover für "Chicago Chevy Charleston"

Buchcover, allererste Version

Es war wohl etwas zu viel Dekadenz. Möglicherweise lag es am Druck, der nicht brillanter wird, wenn RGB-Dateien ohne Konvertierung in CMYK gedruckt werden. Jedenfalls erschien mir der neue Buchtitel als DIE Gelegenheit, auch das Buchcover zu überarbeiten.

In meiner Vorstellung sollte aus dem Rotbraun ein Blaugrau werden. In Kombination mit dem Wagen würde das eine einheitliche dunkle Fläche ergeben, auf der eine weiße Schrift gut kontrastiert. Hugh Howey, auf den ich hier schon verwiesen habe, gibt auch zur Gestaltung vom Buchcover ein paar brauchbare Hinweise. Er empfiehlt, sich von dünnen, kursiven Schriftarten fernzuhalten, weil sie praktisch unsichtbar werden, wenn die Leser das Cover auf der Amazon Webseite sehen. Buchtitel und Name des Autors dagegen sollten deutlich hervorstechen. Ausgefallene Illustrationen hält er für komplett überflüssig. Verständlicherweise sind das die Gedanken eines Autors, der die erste Million seiner Bücher ausschließlich als eBook auf Amazon verkauft hat. Es gibt auch Regale in Buchhandlungen, in denen ein attraktiv gestaltetes Buchcover Kunden zum Hinschauen und hoffentlich zum Zugreifen animiert. Trotzdem ist unbestritten, dass bei kleiner Darstellung ein gut lesbarer Titel von Vorteil ist.

Ich bat eine Grafikerin aus dem weiteren Bekanntenkreis, das Cover nach meinen Vorstellungen zu überarbeiten. Schwerpunkt sollte erklärtermaßen die Typografie inklusive Farbe und Größe von allen Texten auf dem Cover sein. Was zurückkam, war der Entwurf für ein komplett neues Buchcover. Nur der Chevy tauchte wieder auf, allerdings an anderer Stelle. Er schwebte jetzt im mittleren Teil auf einer wehenden amerikanischen Nationalflagge.

Das sind Momente, in denen man kurz an sich zweifelt. Warum macht sie das? War das so daneben, was auf dem Testlesercover zu sehen war? Immerhin hatte die Mehrheit meiner Testleser übereinstimmend gesagt, das Cover gefiele ihnen. Andererseits hat die Grafikerin mehrere Kunden im Verlagsbereich und entwickelt deren Buchcover – sie hat Erfahrung auf diesem Gebiet. Trotzdem: Es sprach mich nicht an. Ein Auto schwebt nicht auf den Stars & Stripes. Vielleicht war es grafisch gelungen, aber es hatte mit meinem Buch nichts mehr zu tun. Außerdem hatte ich keine Lust auf eine weitere Baustelle. Ich einigte mich mit der Grafikerin, übernahm ausschließlich die von ihr designte Typografie, die genau meinen Wünschen entsprach, und setzte diese auf einen ebenfalls neuen, dunklen Hintergrund. Damit stand die endgültige Form des Covers, wie sie auch hier auf der Home-Seite zu sehen ist.

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