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Veröffentlichung auf Amazon KDP: Vorbereitungen

Unabhängig von allen weiteren Überlegungen, welche Plattformen für das eigene eBook und korrespondierende Printformate langfristig in Frage kommen, hatte ich mich beim eBook für eine Veröffentlichung auf Amazon KDP (Kindle Direct Publishing) entschieden. Grund ist ein interessantes Spezialprogramm. Und Amazon legt keinen Wert auf irgendwelche Exklusivität, außer …, ja außer man will in dieses besondere Programm. Ich spreche von KDP Select, einem Abonnement, mit dem Amazonkunden für einen Pauschalpreis nahezu beliebig viele eBooks lesen können.

Einer Veröffentlichung auf Amazon KDP geht die Einrichtung des eBooks voraus. Dafür braucht es außer dem Titel und Untertitel vor allem die „Beschreibung“. Das sind die Details zu Inhalt und Autor. Außerdem fragt Amazon nach „Stichwörtern“ und „Kategorien“. Klar, das Buch selbst muss in der Konvertierung für Kindle eBooks auch vorliegen.

Titel, Beschreibung und Stichwörter dienen der Information eines potenziellen Käufers. Die Stichwörter bleiben im Gegensatz zu den ersten beiden unsichtbar. Ihr Nutzen blüht im Verborgenen, nämlich bei der Eingabe von Schlüsselwörtern in die Amazon-Suchmaske.

Menschen, die Suchmaschinen nicht nur als Nutzer, sondern auch als Anbieter kennen, wissen, dass Keywords für die Sichtbarwerdung (blödes Wort, ich weiß …) eines Produkts die zentrale Rolle spielen. Das ist bei Amazon so, bei jedem anderen Online-Shop und überall im Internet, wenn irgendetwas gesucht wird.

Aus diesem Grund sollte jeder Satz im Zusammenhang mit der Veröffentlichung auf Amazon KDP unter dem Aspekt geeigneter Suchbegriffe optimiert werden. Für mich war das ein weiteres Motiv, den Buchtitel zu ändern. Chicago, Chevy und Charleston bringen den Inhalt deutlich besser rüber als Ruhe im Süden, wonach eher Rentner bei der Planung ihres Lebensabends suchen.

Die Beschreibung muss dem Inhalt des Buchs gerecht werden. Das ist man dem Leser schuldig. Gleichzeitig kann man hier Begriffe unterbringen, am besten als Substantiv, die das Potenzial für ein Keyword haben. Eine mehrtägige Autofahrt quer durch die USA ist ein Roadtrip, und warum sollten Leser nicht danach suchen? Nur am Rand: Begriffe oder Suchwörter, die bei der Eingabe in die Amazon-Suchmaske in der darunter aufploppenden Auswahl auftauchen, sind ideal, weil oft nach ihnen gesucht wird. Wenn sich da etwas für das eigene Buch findet, sollte man es verwenden.

Über die Relevanz der „Stichwörter“ schweigt sich Amazon aus, aber die Tatsache, dass danach gefragt wird, lässt hoffen. Doubletten machen wenig Sinn: Was bereit im Titel und in der Beschreibung untergebracht wurde, muss hier nicht wiederholt werden. Ich habe die Stichwörter genutzt, um Themenbereiche eindeutig zu benennen, die im Buch von größerem Interesse sind, wie Religion, Architektur oder Landschaften.

Amazons Kategorien für eBooks und Bücher sind ein Kapitel für sich. Außerdem lassen sich manche Entscheidungen erst nach der Veröffentlichung des Buchs treffen. Deshalb im kommenden Beitrag ein paar Worte zur eBook Konvertierung und zum Upload.

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Buch schreiben: Recherche

Wenn es im eigenen Roman nicht gerade um Mystery oder Science-Fiction geht, bringt die Verankerung des Plots in der Realität eine Reihe von Vorteilen. Die Geschichte wird für den Leser glaubhafter, weil nachprüfbare Fakten sie begleiten, auch wenn das nur den Rahmen betrifft. Der Autor kann auf Details zurückgreifen, die er sonst mühsam erfinden müsste wie bspw. die Beschreibung von Orten oder Strecken.

Beispiel aus dem Buch: Steves Loft, auf dessen Dach er im Jahr 1988 zunächst das riesige Billboard betrachtet, um dann mit einem Blick runter auf die Halsted Street abzuschätzen, wie lange die Schlange vor „Jim’s“ ist, wurde tatsächlich bald darauf abgerissen. Jim’s Wurstbraterei ebenfalls, aber die hat dann ein paar Blocks weiter östlich wieder aufgemacht. Es gibt sie heute noch.

Dass das Gebäude abgerissen wurde, ist weniger wichtig, als dass der Abriss schon beschlossen war, während Steve und Linda darin wohnten. Das schafft einen zeitlichen Bezug, erhöht den Druck auf beide und birgt deshalb dramatisches Potenzial für die Geschichte insgesamt. Den Abriss zu erfinden, wäre für den Autor deutlich mehr Aufwand und wird außerdem von dem Risiko begleitet, dass ein Leser bestimmte Details besser weiß. Zum Beispiel, wenn eine beschriebene Straße gar nicht existiert, oder weil historische Fakten, auf die sich der Autor bezieht, falsch sind.

Der tatsächliche Abriss hat insofern eine Relevanz, als die Geschichte vor mehreren Jahrzehnten spielt. Jeder Leser kann sofort mit Google Street View prüfen, wie die Halsted Street South aktuell aussieht und ob die Ausweitung der University of Illinois at Chicago dort heute in Form ihrer Gebäude zu sehen ist. Tut es. Wenn das nicht so wäre, würde die Glaubwürdigkeit der historischen und sozialen Einordnung verloren gehen. Das wäre umso bedauerlicher, als später so abgefahrene Leute wie die „Snake Handler“ auftreten, die es tatsächlich gibt. Schon jetzt haben mich mehrere Leser gefragt, ob die real oder erfunden sind. Wenn am Anfang die historischen Tatsachen nicht stimmen, werden weiter hinten im Buch die Zweifel eher größer.

Was ich damit sagen will: Eine glaubhafte Geschichte erfordert eine saubere Recherche. Das Internet hat da vieles leichter gemacht. Es eröffnet ganz neue Dimensionen, mit denen ein Autor wunderbar arbeiten kann. In die meisten Straßen der westlichen Welt lässt sich mit Google Street View eintauchen, als stände man persönlich auf dem Mittelstreifen. Mit Google Earth kann ich darüber fliegen, und auf YouTube finde ich oft weitere Details.

Vor und während der Schreibphase des Romans habe ich unzählige verschiedene, jeweils spezielle Fragestellungen recherchiert – meist mit großem Vergnügen und immer mit dem spontanen Drang, tiefer in diese Themen einzudringen, als es für die eigentliche Geschichte notwendig war.

Recherche beim Schreiben hatte für mich zwei Richtungen. Entweder habe ich etwas gesucht, oder ich wollte einen Umstand auf Richtigkeit und Plausibilität abklopfen.

In dem auf dem Dachboden gefundenen Exposé endete Steves Reise an einem kleinen, eher touristischen Badeort in South Carolina. Die Geschichte, wie sie im Buch steht, stellte aber ein paar eindeutige Anforderungen. Der Zielort musste über einen Tiefwasserhafen oder wenigstens über ein Hafenbecken verfügen, das eine Mindesttiefe hat. Außerdem sollte es dort eine Universität oder andere hochschulähnliche Ausbildungsstätten geben. Alles in allem war ein Ziel gefragt, wo der Leser nicht sofort denkt, um Himmels Willen, warum gerade da, und der Autor weiß keine Antwort. Irgendwie hätte der Badeort schon passend gemacht werden können, aber es gab keine Hochschulen und erst recht keinen vernünftigen Hafen. Im Angebot waren ausschließlich Touristen, Rentner und Spaßboote. Nicht gut.
An diesem Punkt kam die Recherche ins Spiel. Da die Himmelsrichtung von Steves Reise gegeben war, musste ein Ort an der südöstlichen Atlantikküste der USA gefunden werden, also South Carolina oder Georgia. Was Florida angeht, hätte seine Reiseroute von vornherein anders ausgesehen.

Wer sich diese Küsten im Detail anschaut, sieht eine zerklüftete Struktur aus vielen einzelnen Sumpfinseln. Die meisten davon sind unbewohnt, auf einigen stehen Ferienanlagen oder Hotels. An der nördlichen Ecke, kurz vor North Carolina, kommen Sandstrände, die fast immer gepaart sind mit dichter Bebauung. Häfen, die für mehr taugen als Sportboote: Fehlanzeige. Nun ist diese Küste hochgradig hurrikan-gefährdet, und im Hinterland gibt es nichts, wofür ein richtiger Hafen lohnt. Der einzige Hafen ist dank einer Flussmündung ein sicherer Naturhafen. Und als der Einzige weit und breit gehört er zu den wichtigsten der USA: Charleston, South Carolina. Zugegeben, um hier zu landen, hätte bei der Recherche wohl der alte Dierke Schulatlas gereicht, aber spätestens an den Details wäre er gescheitert.
Also wurde Charleston der neue Endpunkt von Steves Reise. Das erwies sich auch in anderen Aspekten als Glücksfall. Charleston hatte 1988 eine überschaubare Einwohnerzahl (auch das lässt sich unkompliziert recherchieren). Die Stadt spielt in der Geschichte der USA eine wichtige Rolle (positiv wie negativ), verfügt über ein traumhaft schönes historisches Stadtbild und eine autorenfreundliche Infrastruktur, die vom Busbahnhof bis zum Nachtclub nichts auslässt.

Das Sahnehäubchen zeigte sich in Form des Charleston Navy Yards, einer riesigen Werft und Trockendockanlage, ursprünglich im Besitz der amerikanischen Marine. Falls jemand das Buch erst lesen will, möchte ich nicht zu viel erzählen. Aber diese Einrichtung, die sich über mehrere Kilometer entlang des Cooper River zieht, war ideal für meine Geschichte. Man könnte dort ganze Serien von Büchern platzieren und die Verfilmung gleich dazu. Für die Recherche gab es im Fall des Navy Yards über das gewohnt gute Material von allen Google Diensten hinaus jede Menge Archivunterlagen in digitaler Form. Außerdem Webseiten historischer Organisationen, von der City of Charleston bis hin zum Militär.

Gehen wir vom Großen ins Kleine und von der Suche zur Überprüfung. Gesetze, Vorschriften und regionale Gebräuche sind ein Thema, bei dem schon im Alltag genügend Unwissen und daraus resultierende Fragen auftauchen. Das lässt sich steigern, wenn es um fremde Länder und lang zurückliegende Zeiträume geht.

Alle, die mal in den USA waren, kennen die personalisierten Nummernschilder, sogenannte „Vanity Plates“ wie zum Beispiel I LV BEER (an einem Wagen aus Wisconsin, America’s Dairyland). Im Buch fährt der Chevrolet-Händler John Ford eine Corvette mit der Nummer JFORD 1, zum einen, weil er so heißt, aber auch, um damit den lokalen Ford- Händler ein bisschen aufzuziehen. Es war nicht schwer herauszufinden, dass es bereits in den 80er Jahren die Vanity Plates in South Carolina gab und die genannte Kombination aus Buchstaben und Zahlen den Vorschriften entsprach. Schwieriger wurde es bei der Frage, ob man ein bestimmtes Nummernschild von einem Wagen an einen anderen wechseln darf, erst recht, wenn verschiedene US-Bundesstaaten ins Spiel kommen.

Nun ist dies hier kein Lehrgang, wie man recherchiert, sondern mein Hinweis, dass Recherche ein wichtiger Bestandteil glaubhafter Geschichten ist. Trotzdem die Anmerkung: Auch diese Frage konnte in Kooperation von Wikipedia, dem amerikanischen Automobilclub AAA und diversen Webseiten, die sich mit dem Import von Autos in die USA beschäftigen, befriedigend beantwortet werden.

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Das Schreiben: Ein kreativer Prozess

Sieht man sich Literatur über den Prozess des Schreibens an, wird schnell klar, dass es dafür kein Patentrezept gibt. Die einen schreiben morgens zwischen fünf und sieben Uhr, andere erst nach dem dritten Whisky. Geschrieben wird im Bett, im Zug, nahezu an allen möglichen Orten zu beliebigen Uhrzeiten. Der Akt des Schreibens ist so vielfältig wie die Menschen selbst und die Texte, die dabei entstehen.

Ich selbst schreibe gerne abends, wenn es draußen dunkel ist und Ruhe herrscht. Das hilft mir, meine Vorstellungen zu visualisieren und eine Szene auszugestalten. Das schließt nicht aus, zu früher Stunde im Bett gute Ideen zu entwickeln. Im Folgenden ein paar Punkte, die für meine Schreibroutine gut funktionieren und die ich daher empfehlen kann.

Das erste Buch zu schreiben, ist ein Prozess, der mich an die Geschichte mit dem Frosch erinnert. Nachdem dieser in einen Bottich Sahne gefallen war, rettete er sich, indem er so lange schwamm, bis er schließlich auf einem Berg Butter saß. Der Debütautor befindet sich in einer ähnlichen Situation: Er springt in ein Becken voller Ungewissheiten, und die Chance auf festen Boden unter den Füßen steigt nur, indem er zusammenhängende Sätze schreibt. Es gibt zwar die Notleiter in Form des Ausstiegs oder der Aufgabe, aber mit der ist meist auch die Aufgabe aller schriftstellerischen Ambitionen verbunden.

Wie schreibe ich? Wo kommen die Sätze her? Es gibt dieses klischeebehaftete Bild des Schriftstellers, der Stunden vor einem leeren Blatt sitzt und kein Wort aufs Papier bringt. „Schreibblockade“, tönt es aus dem Hintergrund. Nein, das ist es eher nicht. Ich vermute, eine echte Schreibblockade erfordert lange Jahre des Schreibens, bis der Kopf sich wehrt, weil eigentlich alles gesagt ist. Bei einem Debütroman dagegen produziert man meist mehr Ideen, als dem Manuskript guttut.

Das anfängliche Zögern hat nach meiner Erfahrung eher damit zu tun, die eigenen Einfälle gleich mit gelungener Formulierung und in der richtigen Reihenfolge niederschreiben zu wollen. Irgendwann hat man gelernt, dass die erste Fassung eines Texts nicht umsonst Rohfassung heißt, auf die noch Überarbeitungen folgen. Daher ist es besser, einfach loszuschreiben und den stetigen Fluss von Gedanken durch die Hand aufs Papier zu bringen.

Es gibt ein paar Techniken, die helfen. Eine meiner wichtigsten: Lebe mit der Szene, die du schreibst! Oder besser: Erlebe sie. Konkret heißt das: Wenn du den Eindruck hast, dass das, was du erzählen oder darstellen willst, nicht anschaulich genug rüberkommt, lehne dich zurück, pack den Füller weg, koch dir einen Tee, mach ein Bier auf oder schenk dir ein Glas Wein ein. Dann lass die Szene bildhaft in deiner Vorstellung ablaufen. Das gibt dir nicht nur neue Facetten der Beschreibung, sondern oft auch ein paar zusätzliche Ideen, die Handlung weiter oder im Detail zu entwickeln. Wichtig ist dabei, es nicht zu zwingen. Manchmal muss man solch eine Szene, wenn sie entscheidend ist, über mehrere Tage mit sich herumtragen und versuchen, die eigene Fantasie wieder und wieder da hinein zu schicken.

Was ich im Lauf meines ersten Romans auch erlebt habe, war das Gegenteil des Beschriebenen. Situationen fern ab vom Schreibtisch, in denen ich spontan anfing zu formulieren: beim Frühstück, beim Sport, unter der Dusche oder sonst wo. Auf einmal häufen sich in vollendete Sätze gefasste Gedanken, die nach Festhalten schreien, und den Gefallen tut man ihnen. Das erfordert allerdings immer und überall ein Blatt Papier plus Stift in Reichweite. Formulierungen sind flüchtig wie Träume. Wer sie nicht sofort festhält, verliert sie genau so schnell, wie sie aus dem Nichts auftauchen.

Wenn man Glück hat, kann das richtig produktiv werden. Es fängt an mit einer Notiz oder einer kurzen Formulierung, die es wert scheint, aufgeschrieben zu werden. Daraus wird spontan ein Absatz, ein Abschnitt oder vielleicht eine ganze Seite – aus dem Nichts, dem Herz und der Fantasie entsprungen. Oder doch nur dem Stift? Das sind die Gelegenheiten, die wichtig sind wahrzunehmen. Das Ursprüngliche, das Ungefilterte. Panta rhei – Alles fließt. Wohl dem, der ungehemmt fließen lassen kann. Was der Erguss wirklich taugt, wird die kritische Betrachtung am Tag danach zeigen.

Überhaupt: der Tag danach … Ein wertvolles Instrument der Kontrolle. Ich erinnere mich nur ungern an meine Zeit bei der Bundeswehr. Im Gedächtnis ist mir aber die Regelung geblieben, Beschwerden erst einen Tag nach dem eigentlichen Vorfall schreiben zu dürfen. Das hat einen Sinn. Es legt sich nicht nur die Aufregung, sondern der Blick wird nach einer Nacht wieder klarer, und manche Dinge sehen dann doch anders aus.

Ich habe für mich daraus die Tausend-Wörter-Regel abgeleitet. Maximal tausend Wörter am Tag sind genug. Manchmal kommt man in eine Art „Flow“, und die Wörter rinnen wie nichts aus der Feder. Leider lässt häufig die Konzentration nach. Am nächsten Tag stellt sich bei kritischem Lesen heraus, dass das letzte Drittel des geschriebenen Texts nicht den eigenen Ansprüchen genügt. Die Korrektur ist oft mühsamer und unbefriedigender, als wenn man gleich früh genug aufgehört und am nächsten Tag mit frischem Kopf weitergemacht hätte. Im Einzelfall mag das anders aussehen, aber grundsätzlich sollte man in der täglichen Arbeit die eigenen Grenzen kennen.

Zu viel zeitliche Distanz ist auch schädlich. Ich spreche von den 30 Jahren, die das Exposé in einer Dachbodenkiste reifte, bevor ich es zur Grundlage meines Romans machte. Da war einiges vom Handlungsablauf und von den Dialogen gut geschrieben, aber irgendwie passte es nicht. Letztlich erwies sich als besser, diese Textabschnitte gründlich zu lesen, die Sache eine Nacht ruhen zu lassen und dann die Szenen neu zu schreiben. Sie fügen sich in die Geschlossenheit des Manuskripts deutlich homogener ein als eine halbherzig erweiterte oder umgeschriebene Version des alten Bestandstexts.

Was das Schreiben im Allgemeinen angeht, stehen noch zwei bemerkenswerte Punkte in meinem Autoren-Tagebuch. Einer betrifft den Einstieg, der andere die Endphase.

Als ich anfing zu schreiben, also tatsächlich einen Stift in der Hand und ein Blatt Papier vor mir hatte, war mir ein Rätsel, wie man ein Buch mit mehreren hundert Seiten schafft. Aber je mehr und kontinuierlicher ich geschrieben habe, desto länger wurden die Absätze und Szenen. Beschreibungen und Stimmungen gewinnen an Details, Gefühle an Ausdruck. Bei den Dialogen ist Vorsicht geboten, die werden gerne geschwätzig.

Erklären lässt sich dieses Phänomen dadurch, dass sich nach und nach ein innerer Rhythmus einstellt und ein Gefühl dafür, wie lange der Leser physisch in einer Szene gehalten werden muss, damit diese glaubhaft wird und im Ablauf der Erzählung die richtige Relevanz bekommt. Ein Autor mit etwas Erfahrung kann fast jede Szene ausführlicher darstellen, als es nur für das Verständnis notwendig ist.

Eine andere Merkwürdigkeit ist das Nicht-fertig-werden-wollen. Die Rohfassung des Manuskripts ging dem Ende zu, und die letzten drei Szenen waren klar, teilweise schon grob ausformuliert. Trotzdem vertrödelte ich jede Menge Zeit mit Korrekturen und Verbesserungen am bisher geschriebenen Text. Was mir dazu einfällt? Möglicherweise wollte ich gar nicht fertig werden, weil ich mich an das regelmäßige Schreiben gewöhnt hatte. Ich wusste, dass danach Aufgaben anlagen, auf die ich deutlich weniger Lust hatte, weil sie Entscheidungen erforderten, mit denen ich mich nicht auskannte. Ich lebte offensichtlich ganz gerne in meiner Schreibblase.

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