Überarbeiten des Manuskripts: Grundsätzliches
Mitte Oktober 2020 war der vorläufig letzte Satz geschrieben. Wer denkt, er könne jetzt aufatmen und sich an die Korrekturen begeben, der irrt. Der Prozess des Korrigierens beginnt eigentlich mit dem ersten Satz, der auf dem (digitalen) Papier landet. Spätestens im Lauf der ersten Kapitel entwickelt sich beinahe automatisch eine Routine von Schritten, die alle mit Prüfen und Verbessern zu tun haben.
Ich schreibe gerne mit einem Fineliner auf richtigem Papier. Meistens habe ich Blatt und Stift zur Hand, damit ich in jeder Situation Ideen oder Formulierungen festhalten kann, bevor sie unwiederbringlich aus den Gedanken verschwinden. Daraus entsteht oft eine ganze handschriftliche Seite oder mehr. Außerdem gefällt mir die Möglichkeit, Wörter durchstreichen und durch Alternativen ersetzen zu können, ganze Abschnitte mit Pfeilen an andere Stellen zu verschieben und immer noch die alte Version im Blick zu haben.
Beim Übertrag auf den Rechner, meist am nächsten Tag, schauen die Dinge bzw. die Sätze möglicherweise wieder anders aus. Außerdem meldet sich die Rechtschreibprüfung – oft berechtigt. Vollständige Abschnitte und erst Recht komplette Kapitel lese ich mehrmals am Stück, um ein Empfinden dafür zu bekommen, ob sie schlüssig sind. Und wenn meine Frustrationstoleranz noch nicht am Anschlag klebt, werfe ich die Stilanalyse der Schreibsoftware an.
Korrekturen sind ein Teil des Schreibens, und in manchen Momenten überkommt einen das Gefühl, es hört nie auf.
Als nächster Schritt mussten die Leseexemplare für die Testleser gedruckt werden. Ich hatte mich für Taschenbücher entschieden, um ein möglichst echtes Buch- und Lesegefühl zu schaffen. Außerdem wollte ich selbst endlich „mein“ Buch in der Hand halten. Voraussetzung für den Druck ist ein entsprechend formatiertes PDF. Die Papyrus-Software bietet die Konvertierung standardmäßig in unterschiedlichen Formaten an, darunter das für den Druck bei BoD (Books on Demand). Diese Konvertierung setzt voraus, dass der Text mit einer passenden Formatvorlage erstellt wurde. Mein Manuskript besaß keine Formatvorlage, weil ich irgendwann einfach losgeschrieben hatte. Also musste ich den kompletten Text in einzelnen Abschnitten und Überschriften markieren und den Formatvorlagen zuweisen.
Bei der Gelegenheit habe ich weitere Korrekturen gemacht, sowohl was Füllwörter angeht als auch Satzbau und Ausdruck. Es hatte echt kein Ende: Im Text fand ich ständig neue Stellen, bei denen ich im Zweifel war, ob die so okay sind. Einige waren tatsächlich verbesserungswürdig, andere entpuppten sich als Falle. Auch Textverständnis hat eine Tagesform.
Dieses Korrigieren ohne Ende ist aus mehreren Gründen gefährlich. Wenn man Arbeitsschritte vermischt, geht schnell der Blick und die Konzentration auf das Wesentliche verloren. Die Rückmeldungen der Testleser sorgen ohnehin für eine weitere Korrekturorgie. Das eigentliche Problem ist aber ein verfahrenstechnisches. Unabhängig von den automatisch erzeugten Sicherungskopien arbeitet man nach meiner Erfahrung in dieser Phase bereits mit mehreren Versionen des ursprünglichen Manuskripts. Sei es, weil man eine Normseitenversion gemacht hat, sei es, weil unterschiedliche Schrifttypen ausprobiert wurden, sei es, weil man einzelne Kapitel als PDF ausgegeben hat. Mit den PDFs wollte ich den potenziellen Testlesern einen ersten Eindruck für die Entscheidung geben, ob sie sich auf das ganze Buch einlassen. Verschiedene Versionen bieten auch die Möglichkeit, in verschiedenen Versionen Korrekturen zu machen. Die Verwirrung ist vorbestimmt!
Wichtig ist, gleich am Anfang die eine Version zu definieren, in der Änderungen und Korrekturen gemacht werden dürfen. Wenn man, wie ich, Leseexemplare drucken lässt, um auf Basis des Feedbacks weitere Korrekturen zu machen, empfiehlt es sich, ab dem Moment, da erste Ausschnitte – auch als PDF – unterwegs sind, keine Änderungen mehr zu machen. Sonst bleibt der Gleichstand mit den Testlesern nicht gewahrt. Weitere Korrekturen sollten, wenn überhaupt, in einer Kopie gemacht werden, die eindeutig benannt und gekennzeichnet wird.
Was sich anbietet: Jede Datei, die mit dem Text zu tun hat, mit dem Datum im Dateinamen zu benennen und innerhalb der Dateiinformationen bei den „Kommentaren“ angeben, wer die Mutter oder der Vater dieser Datei ist, ob in ihr Korrekturen vorgenommen wurden und wenn, welche.
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Bild von jan mesaros auf Pixabay