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Wettbewerbe für Selfpublisher

Das Thema Wettbewerbe für Selfpublisher beschließt mit ein paar Anmerkungen das Kapitel „Marketing“. Mancher Leser fragt sich vielleicht, warum dieser Abschnitt nicht im Kapitel „Das Schreiben“ steht. Die ausgelobten Preise werden schließlich für Bücher, Texte und andere wohlgesetzte Worte verliehen. ln der Theorie ist das richtig, im wahren Leben sieht es nicht ganz so aus.

Die meisten der einem größeren Kreis bekannten Wettbewerbe für Selfpublisher werden nicht von unabhängigen Institutionen veranstaltet, sondern sind an kommerzielle Plattformen gebunden wie Amazon mit dem „Kindle Storyteller Award“ oder Tolino Media mit seinem „Newcomer-Preis“. Beide sind Beispiele für viele weitere. Die Idee hinter diesen Wettbewerben ist in gewissem Maß auch die Förderung von guten Büchern und spannender Literatur. In erster Linie machen aber die Veranstalter damit Werbung für sich selbst. Das drückt sich dadurch aus, dass die zum Wettbewerb eingereichten Bücher bei diesen Anbietern erschienen und im Vertrieb sein müssen.

Weiterhin befinden sich unter den Juroren keineswegs nur erfahrene Autoren oder qualifizierte Menschen aus dem Literaturbetrieb, sondern gerne auch bekannte Namen aus ganz anderen Sparten wie bspw. Sportler. Der wahrscheinlich am unabhängigste Wettbewerb ist der Selfpublishing-Buchpreis des Selfpublisher-Verbandes e.V, selbst wenn nahezu alle Partner und Sponsoren aus dem Kreis der Selfpublishing-Dienstleister und Distributoren kommen.

Aber eigentlich geht es an dieser Stelle nicht um die Marketingmöglichkeiten der anderen Seite, sondern um die eigenen. Diese Wettbewerbe und Veranstaltungen sind auch für Autoren hilfreich und wichtig. Das eigene Buch einzureichen, ist mit geringem Aufwand und ohne Kosten möglich. Sollte man zu den Preisträgern gehören, wäre das wunderbar. Die Chancen scheinen bei meist vierstelliger Teilnehmerzahl allerdings überschaubar. Dennoch: Bei nahezu allen Wettbewerben gibt es eine Longlist und eine Shortlist. Die Bücher, die es bis hierher schaffen, werden bereits auf verschiedene Weise präsentiert – auf den Webseiten des Veranstalters, aber auch oft in den angeschlossenen Buchhandlungen oder Vertriebskanälen.

Diese Aufmerksamkeit ist nicht zu unterschätzen, weil die Wettbewerbe für Selfpublisher immer im Fokus von Journalisten und Bloggern stehen. Journalisten und Blogger sitzen – neben Promis und Sportlern – auch in Wettbewerbsjurys. Wenn sich der eine oder andere mit seinem Votum nicht durchsetzt, kann er von einzelnen der eingereichten Bücher so angetan sein, dass er es an anderer Stelle vorstellt. Nicht zu vergessen: Wesen einer Jury ist, dass alle Juroren alle Bücher ihrer Kategorie lesen. Das ist schon mal ein Wort.

Chicago-Chevy-Charleston hatte ich bisher bei zwei Wettbewerben eingereicht, beim Tolino Media Newcomer-Preis und beim Deutschen Selfpublishing Buchpreis. Gewonnen habe ich nichts, aber bei Tolino Media kam ich immerhin auf die Longlist, die letzten zwanzig von Hunderten von Einreichungen. Das finde ich nicht schlecht, zumal ich mein Buch als einen ziemlichen Exoten betrachte zwischen dieser geballten Menge an Fantasy, Thriller und Liebesgeschichten.

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Selfpublisher-Verkaufsplattformen: Tolino Media

Tolino Media war meine nächste Anlaufstelle. Für die Belieferung des Buchhandels hatte ich für mindestens ein Jahr meinen Heimathafen gefunden. Aber das eBook war nach wie vor nur bei Amazon zu bekommen. Dort war es im Select-Programm angemeldet, was sich Amazon mit Exklusivität bezahlen lässt. Das Select-Programm kann jeweils mit Ablauf von 90 Tagen gekündigt werden, und nach drei Monaten war es damit auch gut. Ich hätte es weiter laufen lassen, aber eine größere Angebotsbreite für das eBook schien mir wichtiger.

Nun gibt es eine Reihe eBook Distributoren für Selfpublisher, die keine Exklusivität voraussetzen und daher auch mit Amazon kombinierbar sind. Meine Entscheidung für Tolino Media gründete vor allem darin, dass es das gemeinsame Selfpublishing-Portal der deutschen Buchhandelsketten Thalia, Weltbild, Hugendubel, eBook.de, Osiander und einiger mehr ist. Gleichzeitig werden hier weitere Online-Distributoren wie Apple Books, Google Play oder Kobo angebunden. Die lassen sich für den Vertrieb des eigenen eBooks individuell freigeben. So konnte ich Amazon ausklammern, das ich bereits selbst versorgte. Das hätte ich mit Apple Books und Google Play auch machen können. Aber wer sich mit den Einzelheiten einer Apple Books Anbindung beschäftigt hat, weiß, welche Klimmzüge erforderlich sind, um die notwendige amerikanische Steuernummer zu bekommen. Da ist der Umweg über Tolino Media die bessere Alternative, auch wenn dadurch die Tantiemen geschmälert werden.

Die Entscheidung für Tolino Media machte eine weitere Konvertierung nötig. Amazon benutzt das eigene kpf Format, Tolino Media das weitaus üblichere ePub. Mein Schreibprogramm Papyrus bietet standardmäßig Konvertierung und Export von Texten als ePub an. Das hat auch grundsätzlich funktioniert, allerdings mit einigen Schönheitsfehlern, die so nicht stehenbleiben konnten. Unter anderem hatten die Absätze, die beim Buch normalerweise nur einen Einzug, aber keinen größeren Zeilenabstand haben, genau einen solchen. Absätze mit Leerzeile produzierten zweieinhalb Textzeilen Leerraum. Ich begab mich erneut auf die ermüdende Suche nach der Lösung des Problems. Das wirre Handbuch gab nichts her, aber da ist ja noch der Support. Die Antwort auf meine Anfrage dauerte fünf lange Tage und lautete: „Eigentlich sind die Abstände nur Sache des eBook Readers. Das wird in eBooks bewusst so gehalten. Man sollte, da das gegen die Grundidee verstößt, hier auch eher nicht manipulieren.“

Ich hatte diverse eBook Reader zum Testen an der Hand und in jedem beginnt die erste Zeile in einem neuen Absatz (wohlgemerkt ohne Leerzeile) nur mit Einzug und ohne Abstand. Insofern hielt ich diese Antwort für falsch.

Einerseits ist hier nicht der richtige Ort, um sich über Software auszulassen, andererseits gehört auch das zum Erfahrungsprozess beim Schreiben eines ersten Buchs. Dass ein Programm für 179 EUR (mittlerweile ist es noch teurer) nicht fehlerfrei funktioniert, kann ich gerade noch verstehen, weil es komplett fehlerfreie Software nicht gibt. Aber eine grundlegende Funktion wie die ePub-Konvertierung sollte mit dem Standard funktionieren, der üblich ist. Eine Antwort vom Support nach fünf Tagen ist unterirdisch. Und dann dieser Unsinn, die Abstände seien Sache des eBook Readers … Mag ja sein, aber sie sind eindeutig nicht Sache eines Konvertierungsprogramms! 

Immerhin hatte dieses Dilemma was Positives. So habe ich nämlich Calibre kennengelernt. Calibre ist eine kostenlose Open-Source-Software, mit der sich so ziemlich alles im Zusammenhang mit eBooks machen lässt. Man kann damit eBooks aller Formate herunterladen, lesen, die Sammlung verwalten und vieles mehr. Das Genialste aber ist der integrierte Editor, mit dem sich auch nahezu alle Formate bearbeiten lassen, darunter natürlich ePub und Kindle. Mit Hilfe von Calibre waren nicht nur die Mängel aus der Papyrus-Konvertierung schnell behoben, sondern es ließen sich weiterhin ein paar andere Details aufhübschen, wie Kapitelüberschriften farblich absetzen und Ähnliches.

Der Upload bei Tolino Media lief im Anschluss problemlos. Kurz darauf war das eBook in den diversen Tolino-Shops gelistet. Fünf Tage nach Upload stand es auch bei Apple Books, Google Play und Kobo im Verkaufsangebot.

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Verkaufsplattformen für Selfpublisher: Wer kann mit wem?

Was sind die Kriterien für die „passende“ Verkaufsplattform? Spontan fallen einem Punkte ein wie Uploadkomfort, Korrekturmöglichkeiten, Preis der Eigenexemplare und ggf. begleitende Marketingtools. Richtig. Wichtiger ist aber, nach den jeweiligen Zielgruppen zu schauen, an die verkauft wird: Subdistributoren, Buchhandel, direkt an den Leser oder eine Kombination davon? Und gibt es die Spezialisierung auf ein bestimmtes Format, also nur eBook oder nur gedrucktes Buch? Fangen wir mit der letzten Frage an.

Bei allen Distributoren beziehen sich Verträge oder Vereinbarungen, die mit Klick auf den Veröffentlichen-Button getroffen werden, explizit auf das eine oder andere. Das schließt nicht aus, dennoch beide Formate bei einer Plattform einzustellen. Möglicherweise gibt es aber gute Gründe, schon hier eBooks und gedruckte Bücher getrennte Wege gehen zu lassen. Der Vertrieb beider Formate unterscheidet sich strukturell deutlich, und die meisten Distributoren setzen Prioritäten. Manche beschränken sich ganz auf eBooks. Es ergibt Sinn, zunächst die möglichen Kombinationen von eBook-Vertriebsplattformen und denen für Printformate zu prüfen.

Der Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen macht es nicht einfacher. Für die meisten Selfpublisher dürfte Amazon die erste Wahl sein, weil hier die Reichweite am größten ist. Amazon macht bei der Herstellung von eBooks und Taschenbüchern auch einen guten Job. Aber Amazon verkauft eben nur bei Amazon. Der deutschsprachige Buchhandel bleibt außen vor. Wenn das Buch im Buchhandel auf Bestellung erhältlich sein soll, geht kein Weg mehr an der Kombination verschiedener Verkaufsplattformen oder Distributoren vorbei. Leider sind nicht beliebige Kombinationen möglich, weil manche Plattformen Exklusivität verlangen und damit andere ausschließen.

Amazon verlangt keine Exklusivität, wenn man von eBooks im Select-Programm absieht. Aber da muss man ja nicht hin, außerdem kann diese Entscheidung alle drei Monate neu getroffen werden. Es ist also möglich, parallel auf anderen Plattformen zu veröffentlichen, wenn, ja wenn nicht diese auf Exklusivität bestehen. Wer bleibt unter diesem Aspekt übrig, um an den Buchhandel heranzukommen?

Einen guten Überblick erhielt ich in einem Blogbeitrag der Selfpublisherbibel mit dem Titel Wer mit wem? Welche Selfpublishing-Anbieter Sie miteinander kombinieren können. Demnach gibt es überhaupt nur vier relevante Distributoren, die gedruckte Bücher an den deutschen Buchhandel liefern: BoD (Books on Demand), ePubli, Tredition und Bookmundo.

BoD bietet als Tochterunternehmen von Libri einen Anschluss ans Barsortiment, eine Art Großhändler für Buchhandlungen, verlangt aber Exklusivität und eine Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr. Das war mit meiner vorangegangenen Entscheidung für Amazon nicht zu vereinbaren. Bei ePubli ist der Vertrag zwar kurzfristig kündbar, ansonsten ist auch hier Exklusivität gefragt. Über Tredition gab es mir zu viele kritische Kommentare im Netz. Übrig blieb nach längerer Recherche Bookmundo, wovon ich vorher höchstens am Rand gehört hatte. Laut der gefälligen Webseite wird keine vertragliche Exklusivität verlangt. Völlige Unabhängigkeit sei gewährleistet.

Ich schrieb eine E-Mail an den Support, ob man die Belieferung von Amazon ausschließen kann. Denn da bin ich ja schon. Fünf Minuten später kam bereits eine Antwort vom – wie ich im Impressum sehe – Geschäftsführer persönlich. Nein, Ausschluss geht nicht, weil die Buchhandlungen ebenfalls über das Barsortiment von Libri angebunden seien. Und für Libri sei Amazon eine Buchhandlung. Zweite E-Mail: Bedeutet das, dass ich nicht selbst Amazon parallel bedienen darf? Nein, hieß es, Amazon habe kein Problem damit, zwei Versionen des Taschenbuchs (unter anderem verschiedene Formate, aber auch unterschiedliche Impressen) parallel anzubieten, einmal über den Amazon-Marketplace und einmal als Bookmundo-Ausgabe im normalen Programm.

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