Buchpreis-Aktionen, Teil 2

Als Erstes nahm ich Kontakt zu XTME auf. Im Rahmen meiner Recherche zu Buchpreis-Aktionen war ich auf ein Interview mit Johannes Zum Winkel gestoßen, der gleich auf mehreren unterschiedlichen Webseiten, darunter XTME, eBooks aus dem Selfpublisher-Bereich vorstellt und auf Buchpreis-Aktionen hinweist. Bereits diese Webseiten machten klar, dass Autoren, die vorgestellt oder Werbung für ihre eBooks machen wollen, ein paar Qualitätsvoraussetzungen erfüllen müssen. Das ist sicher kein Fehler. Die Kriterien definiert allerdings ausschließlich Herr Zum Winkel.

Also schrieb ich Herrn Zum Winkel eine E-Mail, ich wollte gerne Details wissen. Ich habe dabei mein Buch vorgestellt und nach allen Möglichkeiten gefragt, die er für mich bzw. mein Buchprojekt auf seinen Webseiten sieht und wie die Preise für seine kommerziellen Angebote sind. Zurück kam der Vorschlag für ein telefonisches Beratungsgespräch zu knapp 90 EUR/Stunde.

Nun ist Herr Zum Winkel nicht irgendwer, sondern hat laut seiner Vita jahrzehntelang in verantwortlicher Stellung im Buchmarketing gearbeitet. Ich überlegte, dass es kein Fehler wäre, aus diesem Fundus zu schöpfen und vereinbarte einen Termin. Am Tag davor bereitete ich einen Fragenkatalog vor, der vorwiegend auf sein Spezialgebiet Amazon abzielte, wo ja mein eBook veröffentlicht ist. Er betraf aber auch eine ganze Reihe anderer Themen, die ich für mich als relevant erachtete. Dabei ging es um die Frage der Distributoren, den Buchhandel und seine Empfehlungen in Sachen Social Media Tools.

Um 11 Uhr rief Herr Zum Winkel an. Um eine entspannte Gesprächsatmosphäre zu schaffen, wollte ich ihm zunächst in ein paar Sätzen den Hintergrund des Buchs erzählen und die daraus resultierenden Probleme bei der Bestimmung von Keywords und Leserzielgruppen. Nach circa einer Minute unterbrach er mich und übernahm das Reden. Ab diesem Moment war er nur noch schwer zu bremsen. Als Erstes machte er mir klar, dass er nach dem zweiten Absatz des Klappentexts ausgestiegen sei, so langweilig sei der Text. Aha! Das war aber erst der Anfang. Er lief sich jetzt warm.

Als Nächstes kam das Cover dran. Wie man so ein tristes Bild in Grau-Schwarz auf ein Buch setzen könne, das inhaltlich durch die grünen Lande der amerikanischen Provinz führe, das verstände er gar nicht. Und dieses Fahrzeug quer auf einem Hochformat …? Ich hätte doch angeblich Erfahrung im Bereich Fotografie, und sowas ginge überhaupt nicht (Ähh, meint er das jetzt wirklich ernst?). Die Problematik des Covers beleuchtete er ausgiebig in allen Facetten und mit sämtlichen Gesichtspunkten und aus jeder Perspektive. Seine persönliche Schlussfolgerung hieß: Mit diesem Cover und diesem Klappentext hat das Buch absolut keine Marktchance.

Meine Einwände wurden bedingt zur Kenntnis genommen, hatten aber keine Relevanz. Zehn Testleser, darunter eine Buchhändlerin und eine ehemalige Lektorin (jetzt Sachbuchautorin), können also doch irren.

»Haben Sie schon mal gehört, dass ein Verlag Leser über sein Cover abstimmen lässt?«, fragte er mich dann. Nein, habe ich nicht, wäre aber keine schlechte Idee, wenn man sich manches Buch anschaut.

Nach einer halben Stunde war mir klar, was sein Dogma ist: Wenn du Eis verkaufst, verkaufe Erdbeereis am Stiel, weil die Hauptlesergruppe – Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren – am liebsten Erdbeereis am Stiel isst. Und sollte dein Produkt blöderweise Pistazieneis in der Waffel sein, dann verpacke es wenigstens so, dass es aussieht wie Erdbeereis am Stiel.

Für sein stolzes Stundenhonorar hätte ich mindestens erwartet, dass er ein paar konkrete Vorschläge macht, welche Kategorien bei Amazon ich mir genauer anschauen soll. Null! Nada! Tilt! Langsam kam mir der Verdacht, dass Herr Zum Winkel für die Vorbereitung seiner „Beratung“ ausschließlich das Cover und den Klappentext des Buches angeschaut hatte. Nach 65 Minuten, von denen er mir die letzten fünf großzügig als Bonus gewährte, blieb ich zurück mit jeder Menge unbeantworteter Fragen.

Allerdings fand er während der Zeit auch lobende Worte für das von ihm verfasste „Standardwerk“, von dem böse Zungen wiederum behaupten, es sei nur eine Sammlung seiner Blogbeiträge. Ach ja, am Ende hat er auch noch darauf hingewiesen, dass er gegen entsprechende Entlohnung bereit wäre, die passenden Keywords und Kategorien für mein Buch zu analysieren. Das hatte ich eigentlich schon im Rahmen des Beratungsgesprächs erwartet, aber was soll’s …

Der eine oder andere mag denken: Selbst schuld, hättest ja nicht auf die Nummer mit der Beratung einsteigen müssen. Richtig! Aber für eine gute oder wenigstens brauchbare Beratung war ich bereit, diesen Betrag zu bezahlen. Ich hatte allerdings einen kompetenten Gesprächspartner erwartet, der zuhört und zielgenau Fragen beantwortet. Aber wie heißt es? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Blieben noch BuchDeals und KindofBooks. Mit beiden lässt sich problemlos arbeiten. Da steht klar auf der Webseite, was welchen Betrag kostet, dabei bleibt es auch, und niemand versucht, einen auf was Teureres hochzuheben. Beide haben einen professionellen und bedienerfreundlichen Auftritt im Internet, wo man verschiedene Pakete und sogar mehrere Termine im Voraus buchen kann. BuchDeals nennt nach Abschluss der Promotion auch die Anzahl der Klicks, die den Interessenten direkt zur Verkaufsplattform, in meinem Fall zu Amazon, bringt. Welcher der Klicks zu einem Kauf führt, weiß weder BuchDeals noch ich, sondern im Zweifel nur Amazon. Ganz so komfortabel geht es bei KindofBooks nicht zu, dafür ist hier eine Promotion billiger.

Bei beiden buchte ich während der drei Monate, in denen das eBook im KDP Select Programm von Amazon war, zwei Buchpreis-Aktionen im Abstand von sechs Wochen. Laut Auswertung von BuchDeals haben die jeweils um die 40 Klicks generiert, die erste etwas mehr, die zweite ein bisschen weniger. Ich vermute, dass KindofBooks ein ähnliches Ergebnis gebracht hat.

Die Verkaufszahlen des eBooks sind im Zeitraum der Preisaktion (statt 6,99 EUR nur 3,99 EUR) angestiegen. Leider ist es nicht möglich, zu sagen, ob die Preissenkung selbst oder die Hinweise durch BuchDeals und KindofBooks das ausgelöst haben. Wahrscheinlich kam das eine zum anderen.

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Buchpreis-Aktionen, Teil 1

eBooks sind ideal, um mit Buchpreis-Aktionen ihren Verkauf anzukurbeln und gleichzeitig das Ranking innerhalb ihrer Kategorien bei Amazon zu verbessern. Sie sind dafür geeigneter als gedruckte Bücher wegen ihrer höheren Marge, bzw. weil bei den Printausgaben die Gefahr besteht, unter die Herstellungskosten zu geraten. Oder der Preisnachlass ist so gering, dass er von den potenziellen Käufern nicht wahrgenommen wird.

Aus der Natur der Sache heraus sind eBooks preissensitiver als gedruckte Bücher, weil Leser, die sparen wollen oder denen Lesestoff nur bedingten Wert hat, eher zum eBook greifen. Für die ist eine vorübergehende Preisreduktion bspw. von 6,99 EUR auf 3,99 EUR, also um mehr als 40%, ein überzeugendes Kaufargument. Da riskiert man auch einen Titel, von dem man nicht einschätzen kann, ob er dem eigenen Geschmack entspricht. Andererseits bekommt der Autor selbst bei 3,99 EUR noch einiges an Tantiemen.

Mit diesem Preisbeispiel lässt sich auch gut auf einen Umstand hinweisen, der im Eifer des Gefechts gerne übersehen wird. Viele der Informationsportale, auf denen man Buchpreis-Aktionen bekannt machen kann, verlangen, dass das eBook mindestens 40 oder 50% billiger angeboten wird als regulär. Unterhalb eines Verkaufspreises von 2,70 EUR fällt man aber bei Amazon in die eher uninteressante Tantiemenkategorie von 35%. Um das zu vermeiden, muss das eBook regulär mindestens 5,40 EUR kosten. Das sollte bei der Preisfestlegung im Rahmen der Einrichtung bei Amazon mitbedacht werden.

Als ich anfing, mich mit den Details von Buchpreis-Aktionen zu beschäftigen, dachte ich, so richtig was falsch machen kann man da nicht. Bestenfalls geht eine ordentliche Menge eBooks weg, zwar zum herabgesetzten Preis, aber wahrscheinlich an Leser, die es sonst nicht gekauft hätten. Schlimmstenfalls passiert wenig bis gar nichts, aber dafür schienen mir die Kosten der Aktion überschaubar.

Ich hatte mir drei Informationsportale herausgesucht, die Preisaktionen auf ihren Webseiten ankündigen und zum Beginn des Aktionszeitraums das reduzierte eBook in ihren täglichen Newsletter aufnehmen. Hilfreich war dabei wieder ein Blogbeitrag in der Selfpublisherbibel unter dem Titel „Marketing-Tipp: Wo Sie auf Preisaktionen aufmerksam machen können“. Meine Wahl war auf Buchdeals, KindOfBooks und XTME gefallen, die alle drei in dem Beitrag als „die besten Zugpferde“ und als „gratis“ bezeichnet wurden. Möglicherweise habe ich nicht genau genug in den hintersten Ecken der jeweiligen Webseiten gesucht, aber für umsonst habe ich in der Praxis nirgendwo was bekommen.

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Letzter Beitrag: Amazon KDP Select

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Amazon KDP Select

Meine erste aktive Entscheidung in Sachen Marketing war die für das Programm von Amazon KDP Select. Die hatte nichts mit Zielgruppen zu tun, sondern war grundsätzlicher Natur.

Bevor ich als allererstes Format das eBook bei Amazon veröffentlichte, war mir klar, dass die Konzeption und Vorbereitung einer flächendeckenden Erhältlichkeit meines Buchs etwas Zeit brauchte und Ausprobieren bedeutete. Insofern hatte ich wenig Hemmungen, mich mit dem eBook für drei Monate mit Amazon zu verheiraten. Das heißt, ich meldete das eBook von vornherein beim Amazon KDP Select-Programm an, zumal man sich für nicht mehr als jeweils drei Monate festlegt.

Amazon-Kunden mit Kindle Unlimited Abonnement können für einen monatlichen Pauschalpreis eBooks im Select-Programm kostenlos lesen. Die Autorentantiemen werden dabei nach gelesenen Seiten aus einem Gesamttopf bezahlt. Amazon stellt Bücher im SelectProgramm auf gesonderten Webseiten prominenter heraus. Vor allem Autoren, die ihre Neuerscheinungen hier anmelden, hoffen auf die am Anfang wichtigen Rezensionen und Amazon-Sterne. Je positiver und mehr, desto besser.

Das hat bei Chicago-Chevy-Charleston gut funktioniert. eBook-Seiten wurden reichlich gelesen, und die Besprechungen waren überwiegend zustimmend. Um zum Start viele Leute zu erreichen, ist das ein gutes Tool. Wie man sich das Publikum vorstellen muss, das für knapp zehn Euro im Monat all you can read praktiziert, übersteigt allerdings meine Fantasie. Aber in jedem Fall sind das textaffine Menschen, und deren Meinung, ob ein Buch gut verdaulich ist, sollte man nicht unterschätzen.

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Letzter Beitrag: Die Frage der Leserzielgruppe

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Die Frage der Leserzielgruppe

Wer sind meine Leser? Wo finde ich meine Leserzielgruppe? Sobald man sich mit Buchmarketing beschäftigt, also versucht, sinnvolle Maßnahmen zu identifizieren, mit denen sich der Buchverkauf in Gang setzen oder verbessern lässt, trifft man in schöner Regelmäßigkeit auf dieses Thema. Vereinfacht heißt die Frage: In welcher Größe soll ich einen Pullover stricken, wenn ich nicht weiß, ob ihn ein übergewichtiger Endfünfziger tragen wird oder eine zierliche 16-Jährige. Es wird noch schwieriger, wenn es, wie bei einem Buch, um intellektuelle Passgenauigkeit geht.

Im Netz tummeln sich wie gewohnt große Mengen selbsternannter Experten, die zu dem Thema etwas zu sagen haben. Mit ein bisschen Kritikfähigkeit und Filterarbeit lassen sich hier nützliche Hinweise finden. Zwei Problemfelder tauchen dabei auf. Fast alle gehen davon aus, dass – wie beim Pullover stricken – der Autor sich vor dem Schreiben Gedanken über seine Leserzielgruppe macht und Stoff und Schreibstil daran ausrichtet. Außerdem beziehen sich diese Hinweise bevorzugt auf Sachbücher.

Wenn ich herausfinde, dass es eine relevante Gruppe von linkshändigen Golfspielern gibt, die wegen ihrer Pollenallergie grundsätzlich bei Regen spielen, habe ich eine kleine, aber feine Zielgruppe, die ich mit einem Ratgeber hervorragend bedienen kann. Das Buch wird ziemlich sicher seine Käufer finden.

Aber wie schaut die Situation aus, wenn man – wie ich – Stoff für einen Roman hat, dessen Thema und dessen Protagonisten eine Herzensangelegenheit sind? Selbst bei einem Krimi oder Thriller ist das einfacher, weil sich Übeltäter, Verbrechen und Setting relativ gut an die Erwartungen des Publikums anpassen lassen. Ein Roman, der unter völliger Missachtung einer „Zielgruppenspezifizierung“ geschrieben wurde, hat da ein Problem.

Nun kann man darauf hoffen, dass eine interessante, gut geschriebene Geschichte immer ihre Leser finden wird. Vielleicht lässt sich auch der eine oder andere Rezensent mit Reichweite auftun, der sein Lob in die Runde schickt. Aber was ist denn jetzt mit der Zielgruppe?

Zäumen wir das Pferd von hinten auf. Wenn sich ein Buch für eine Zielgruppe schreiben lässt, müsste sich auch eine Zielgruppe für ein Buch finden lassen. Also formulieren wir die üblichen Fragen, mit denen sich ein Leserprofil erstellen lässt, unter diesem Gesichtspunkt des vorhandenen Romans. Die Fragen heißen dann nicht mehr „Für welche Altersgruppe will ich schreiben?“ oder „Welches intellektuelle Umfeld möchte ich ansprechen?“, sondern „Welche Altersgruppe fühlt sich am ehesten von meinem Roman angesprochen?“ und „Wie definiere ich eine Gruppe, die solche Literatur liest?“.

Es gibt eine Reihe weiterer Fragen, die in Bezug auf die Leserschaft gestellt werden sollten. Im Groben unterteilt man vier Gesichtspunkte, nämlich sozioökonomische, demografische und psychografische Aspekte sowie das voraussichtliche Kaufverhalten. Aber was macht man mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen?

Beim Sachbuch ist das einfach. Die Leser werden das Buch finden. Wenn jemand nach „Golf für Linkshänder“ oder „Golf für Allergiker“ sucht, hat man ihn schon beim Wickel, so weit das Buch mit den richtigen Beschreibungen versehen wurde. Beim Roman ist das andersherum. Das Buch muss die Leserschaft finden, die man so mühsam selektiert hat.

Wie geht das? Letztlich über die Kommunikationswege, die zur Verfügung stehen: Klappentext, Buchbeschreibung auf den Verkaufsplattformen und die Verschlagwortung, zum Beispiel bei Amazon. Beim Klappentext oder in der Buchbeschreibung sollte dieser Kreis von geeigneten Käufern direkt angesprochen werden, und das in einer Sprache, die dieser Zielgruppe angemessen ist. Wenn die Leser in der Altersgruppe 40+ sind, dann ist ein zu salopper Ton unangebracht. Also eher „das funktioniert da nicht“ als „das funzt bei denen nicht“.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Umfeld, in dem das Buch seine Leser finden soll. Die „passende“ Gesellschaft sind verständlicherweise Bücher eines ähnlichen Genres. Jede Buchhandlung und jede Verkaufsplattform hat ein mehr oder weniger fein abgestimmtes Kategoriensystem, das weit über die Einteilung „Sachbuch oder Fiktion“ hinausgeht. Ein Roman für die Altersgruppe 40+ passt manchmal, aber eher im Ausnahmefall in die Coming of Age Abteilung.

Interessant sind dabei die Werbemöglichkeiten für Bücher mit Amazon Advertising. Hier lässt sich definieren, in welcher Verbindung mit anderen Büchern das eigene beworben wird. Im Fall von Chicago-Chevy-Charleston bieten sich bspw. Bücher an, deren Handlung in den USA angesiedelt ist oder die von Reisen und Roadtrips erzählen. Weiter gefasst: Das eigene Werk sollte im Umfeld der Literatur präsentiert werden, die nach der eigenen Zielgruppenanalyse von „meinen“ potenziellen Lesern bevorzugt wird.

In diesem Zusammenhang ein paar Worte zum Thema Frauenbuch versus Männerbuch. Bei der Auswahl meiner Testleser hatte ich mich bemüht, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern zu finden. Dabei ging es mir darum, eine soziografische Mischung zu bekommen, wie ich auch versucht habe, möglichst verschiedene Altersgruppen mit einzubeziehen.

Eine der ersten Reaktionen irritiert mich: Dies sei eindeutig ein Männerbuch, hieß es. Diese Auffassung blieb erfreulicherweise die Ausnahme, sie schärfte aber meinen Blick auf die Frage. Ich baute das in den Feedbackbogen für die Testleser ein, wo sich nach der Auswertung aller Antworten eine leichte Tendenz zum „Männerbuch“ ergab. Sechs Testleser, darunter vier Frauen, antworteten mit „weder-noch“, die anderen vier mit „eher ein Männerbuch“.

Warum erzähle ich das? Weil ich Glück gehabt habe. Die Mehrzahl aller Bücherleser sind Leserinnen, also Frauen. Mit einem reinen Männerbuch reduziert man die potenzielle Leserzielgruppe schon um mehr als die Hälfte, ohne dass weitere Lesermerkmale zum Tragen gekommen sind.

Wenn ein Autor gezielt für Frauen oder gezielt für Männer schreibt, ist das etwas anderes. Aber wer vom Grundsatz her alle erreichen will, sollte darauf achten, seine Protagonisten so zu wählen und mit solchen Merkmalen auszustatten, dass sie für beide Geschlechter ein Identifikationspotenzial haben, wenn die Geschichte das zulässt.

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Selfpublisher-Verkaufsplattformen: Tolino Media

Tolino Media war meine nächste Anlaufstelle. Für die Belieferung des Buchhandels hatte ich für mindestens ein Jahr meinen Heimathafen gefunden. Aber das eBook war nach wie vor nur bei Amazon zu bekommen. Dort war es im Select-Programm angemeldet, was sich Amazon mit Exklusivität bezahlen lässt. Das Select-Programm kann jeweils mit Ablauf von 90 Tagen gekündigt werden, und nach drei Monaten war es damit auch gut. Ich hätte es weiter laufen lassen, aber eine größere Angebotsbreite für das eBook schien mir wichtiger.

Nun gibt es eine Reihe eBook Distributoren für Selfpublisher, die keine Exklusivität voraussetzen und daher auch mit Amazon kombinierbar sind. Meine Entscheidung für Tolino Media gründete vor allem darin, dass es das gemeinsame Selfpublishing-Portal der deutschen Buchhandelsketten Thalia, Weltbild, Hugendubel, eBook.de, Osiander und einiger mehr ist. Gleichzeitig werden hier weitere Online-Distributoren wie Apple Books, Google Play oder Kobo angebunden. Die lassen sich für den Vertrieb des eigenen eBooks individuell freigeben. So konnte ich Amazon ausklammern, das ich bereits selbst versorgte. Das hätte ich mit Apple Books und Google Play auch machen können. Aber wer sich mit den Einzelheiten einer Apple Books Anbindung beschäftigt hat, weiß, welche Klimmzüge erforderlich sind, um die notwendige amerikanische Steuernummer zu bekommen. Da ist der Umweg über Tolino Media die bessere Alternative, auch wenn dadurch die Tantiemen geschmälert werden.

Die Entscheidung für Tolino Media machte eine weitere Konvertierung nötig. Amazon benutzt das eigene kpf Format, Tolino Media das weitaus üblichere ePub. Mein Schreibprogramm Papyrus bietet standardmäßig Konvertierung und Export von Texten als ePub an. Das hat auch grundsätzlich funktioniert, allerdings mit einigen Schönheitsfehlern, die so nicht stehenbleiben konnten. Unter anderem hatten die Absätze, die beim Buch normalerweise nur einen Einzug, aber keinen größeren Zeilenabstand haben, genau einen solchen. Absätze mit Leerzeile produzierten zweieinhalb Textzeilen Leerraum. Ich begab mich erneut auf die ermüdende Suche nach der Lösung des Problems. Das wirre Handbuch gab nichts her, aber da ist ja noch der Support. Die Antwort auf meine Anfrage dauerte fünf lange Tage und lautete: „Eigentlich sind die Abstände nur Sache des eBook Readers. Das wird in eBooks bewusst so gehalten. Man sollte, da das gegen die Grundidee verstößt, hier auch eher nicht manipulieren.“

Ich hatte diverse eBook Reader zum Testen an der Hand und in jedem beginnt die erste Zeile in einem neuen Absatz (wohlgemerkt ohne Leerzeile) nur mit Einzug und ohne Abstand. Insofern hielt ich diese Antwort für falsch.

Einerseits ist hier nicht der richtige Ort, um sich über Software auszulassen, andererseits gehört auch das zum Erfahrungsprozess beim Schreiben eines ersten Buchs. Dass ein Programm für 179 EUR (mittlerweile ist es noch teurer) nicht fehlerfrei funktioniert, kann ich gerade noch verstehen, weil es komplett fehlerfreie Software nicht gibt. Aber eine grundlegende Funktion wie die ePub-Konvertierung sollte mit dem Standard funktionieren, der üblich ist. Eine Antwort vom Support nach fünf Tagen ist unterirdisch. Und dann dieser Unsinn, die Abstände seien Sache des eBook Readers … Mag ja sein, aber sie sind eindeutig nicht Sache eines Konvertierungsprogramms! 

Immerhin hatte dieses Dilemma was Positives. So habe ich nämlich Calibre kennengelernt. Calibre ist eine kostenlose Open-Source-Software, mit der sich so ziemlich alles im Zusammenhang mit eBooks machen lässt. Man kann damit eBooks aller Formate herunterladen, lesen, die Sammlung verwalten und vieles mehr. Das Genialste aber ist der integrierte Editor, mit dem sich auch nahezu alle Formate bearbeiten lassen, darunter natürlich ePub und Kindle. Mit Hilfe von Calibre waren nicht nur die Mängel aus der Papyrus-Konvertierung schnell behoben, sondern es ließen sich weiterhin ein paar andere Details aufhübschen, wie Kapitelüberschriften farblich absetzen und Ähnliches.

Der Upload bei Tolino Media lief im Anschluss problemlos. Kurz darauf war das eBook in den diversen Tolino-Shops gelistet. Fünf Tage nach Upload stand es auch bei Apple Books, Google Play und Kobo im Verkaufsangebot.

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Letzter Beitrag: Verkaufsplattformen für Selfpublisher: Books on Demand

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Selfpublisher-Verkaufsplattformen: Books on Demand

Ziemlich genau sechs Wochen nach meiner Begrüßung verabschiedete ich mich von Bookmundo und wechselte zu Books on Demand (BoD). Ich hatte mir das gut überlegt, weil ich mich für mindestens ein Jahr binden musste. Letztendlich sah ich keine Alternative mehr.

Bis auf das Impressum und die von Books on Demand kostenlos zur Verfügung gestellte ISBN war das Buch identisch. Ich konnte die nahezu gleiche Druckdatei hochladen. Gleichzeitig nahm ich bei Amazon das Taschenbuch aus dem Programm. Wie gesagt erlaubt BoD keine Parallelveröffentlichungen. Und das Taschenbuch würde über BoD bei Amazon wieder auftauchen.

Die im BoD-Webshop und bei meiner befreundeten Buchhändlerin angegebenen Lieferzeiten waren kaum besser als die von Bookmundo. Hier wurde immerhin der Grund genannt. Während der Pandemie hatten viele Leute die Zeit, Bücher zu schreiben. Außerdem waren unzählige Menschen im Homeoffice, auf Abstand oder schlimmstenfalls in Quarantäne. BoD kam mit dem Drucken nicht mehr nach, versprach aber so schnell wie möglich Abhilfe. Es hatte also nicht an Bookmundo gelegen. Da die am Barsortiment von Libri hängen, lassen sie vermutlich bei BoD drucken.

Trotzdem empfand ich Books on Demand von Anfang an als engagierter, aktiver und mehr als Verlag. Auf der Webseite gibt es einen Blog, der regelmäßig neue Beiträge bringt: Buchvorstellungen, Schreibwettbewerbe, den Autor des Monats und Ähnliches. Auch der Blick in den YouTube-Kanal zeigt den Unterschied. Bei Bookmundo acht Videos, fünf Jahre alt, über Selfpublishing mit Bookmundo. Bei BoD über 70 Videos mit Streams, Lesungen, Workshops, Poetry Slams und Berichten von Buchmessen.

Die Lieferzeiten haben sich im Übrigen tatsächlich normalisiert. Der BoD-Webshop kann sofort liefern, Amazon ebenfalls, und bei den Buchhändlern dürfte es nicht anders sein.

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Letzter Beitrag: Verkaufsplattformen für Selfpublisher: Bookmundo

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Selfpublisher-Verkaufsplattformen: Bookmundo

Um dem Buchhandel wenigstens die theoretische Möglichkeit zu geben, das Taschenbuch zu bestellen, entschied ich, auch auf Bookmundo zu veröffentlichen. Das Format mit 12 x 19 cm war so nahe an dem des Amazon-Taschenbuchs, dass die Änderungen an der Druckvorlage kein Problem waren. Ich musste lediglich die Stege bzw. die Ränder um den Textblock verkleinern und das Impressum austauschen. Fertig.

In einer E-Mail beglückwünschte mich Bookmundo zum Stand eines veröffentlichten Autors, mahnte aber im nächsten Satz, mich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen (auf welchen eigentlich?), sondern das Kaufinteresse anzukurbeln. Dafür wurden mir folgende Aktivitäten vorgeschlagen:

  1. Verewigen Sie Ihr Buch, indem Sie ein Exemplar an die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) schicken.
  2. Nehmen Sie Kontakt mit lokalen Medien oder Online-Influenzern und -Communities auf.
  3. Laden Sie Leute zu einer Buchvorstellung ein.

Hmmm, ob das der Weisheit letzter Schluss ist, wagte ich zu bezweifeln. Die Nationalbibliothek zu bemustern, ist eine Pflichtübung, die zum Beispiel BoD für seine Autoren als kostenlosen Service übernimmt. Mit Verkaufsförderung hat das in keinem Fall was zu tun, wie auch die beiden anderen „Tipps“ mehr nach eingebremstem Ankurbeln klangen.

Eigentlich hatte ich solche Aktivitäten auch von Bookmundo erhofft. Auf der eigenen Webseite nennen sie eine Partnerschaft mit mehreren großen Buchhandlungen. Die wären als Initiativabnehmer, gerne mit Remissionsrecht, schon mal erfreulich gewesen. Nur: Da tat sich nichts. Das Buch war zwar flott im Bookmundo-eigenen Webshop gelistet, aber auch hier herrschte Totenstille.

Dafür tauchte es nach einiger Zeit bei Amazon auf – mit einer Lieferzeit von zwei bis drei Wochen. Ich telefonierte mit einer befreundeten Buchhändlerin und bat sie, bei sich im System nachzuschauen. Ja, das Buch sei gelistet und bestellbar mit einer Lieferzeit von 15 Tagen. Da kamen mir erste ernsthafte Zweifel, ob das mit Bookmundo eine gute Idee war.

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Verkaufsplattformen für Selfpublisher: Wer kann mit wem?

Was sind die Kriterien für die „passende“ Verkaufsplattform? Spontan fallen einem Punkte ein wie Uploadkomfort, Korrekturmöglichkeiten, Preis der Eigenexemplare und ggf. begleitende Marketingtools. Richtig. Wichtiger ist aber, nach den jeweiligen Zielgruppen zu schauen, an die verkauft wird: Subdistributoren, Buchhandel, direkt an den Leser oder eine Kombination davon? Und gibt es die Spezialisierung auf ein bestimmtes Format, also nur eBook oder nur gedrucktes Buch? Fangen wir mit der letzten Frage an.

Bei allen Distributoren beziehen sich Verträge oder Vereinbarungen, die mit Klick auf den Veröffentlichen-Button getroffen werden, explizit auf das eine oder andere. Das schließt nicht aus, dennoch beide Formate bei einer Plattform einzustellen. Möglicherweise gibt es aber gute Gründe, schon hier eBooks und gedruckte Bücher getrennte Wege gehen zu lassen. Der Vertrieb beider Formate unterscheidet sich strukturell deutlich, und die meisten Distributoren setzen Prioritäten. Manche beschränken sich ganz auf eBooks. Es ergibt Sinn, zunächst die möglichen Kombinationen von eBook-Vertriebsplattformen und denen für Printformate zu prüfen.

Der Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen macht es nicht einfacher. Für die meisten Selfpublisher dürfte Amazon die erste Wahl sein, weil hier die Reichweite am größten ist. Amazon macht bei der Herstellung von eBooks und Taschenbüchern auch einen guten Job. Aber Amazon verkauft eben nur bei Amazon. Der deutschsprachige Buchhandel bleibt außen vor. Wenn das Buch im Buchhandel auf Bestellung erhältlich sein soll, geht kein Weg mehr an der Kombination verschiedener Verkaufsplattformen oder Distributoren vorbei. Leider sind nicht beliebige Kombinationen möglich, weil manche Plattformen Exklusivität verlangen und damit andere ausschließen.

Amazon verlangt keine Exklusivität, wenn man von eBooks im Select-Programm absieht. Aber da muss man ja nicht hin, außerdem kann diese Entscheidung alle drei Monate neu getroffen werden. Es ist also möglich, parallel auf anderen Plattformen zu veröffentlichen, wenn, ja wenn nicht diese auf Exklusivität bestehen. Wer bleibt unter diesem Aspekt übrig, um an den Buchhandel heranzukommen?

Einen guten Überblick erhielt ich in einem Blogbeitrag der Selfpublisherbibel mit dem Titel Wer mit wem? Welche Selfpublishing-Anbieter Sie miteinander kombinieren können. Demnach gibt es überhaupt nur vier relevante Distributoren, die gedruckte Bücher an den deutschen Buchhandel liefern: BoD (Books on Demand), ePubli, Tredition und Bookmundo.

BoD bietet als Tochterunternehmen von Libri einen Anschluss ans Barsortiment, eine Art Großhändler für Buchhandlungen, verlangt aber Exklusivität und eine Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr. Das war mit meiner vorangegangenen Entscheidung für Amazon nicht zu vereinbaren. Bei ePubli ist der Vertrag zwar kurzfristig kündbar, ansonsten ist auch hier Exklusivität gefragt. Über Tredition gab es mir zu viele kritische Kommentare im Netz. Übrig blieb nach längerer Recherche Bookmundo, wovon ich vorher höchstens am Rand gehört hatte. Laut der gefälligen Webseite wird keine vertragliche Exklusivität verlangt. Völlige Unabhängigkeit sei gewährleistet.

Ich schrieb eine E-Mail an den Support, ob man die Belieferung von Amazon ausschließen kann. Denn da bin ich ja schon. Fünf Minuten später kam bereits eine Antwort vom – wie ich im Impressum sehe – Geschäftsführer persönlich. Nein, Ausschluss geht nicht, weil die Buchhandlungen ebenfalls über das Barsortiment von Libri angebunden seien. Und für Libri sei Amazon eine Buchhandlung. Zweite E-Mail: Bedeutet das, dass ich nicht selbst Amazon parallel bedienen darf? Nein, hieß es, Amazon habe kein Problem damit, zwei Versionen des Taschenbuchs (unter anderem verschiedene Formate, aber auch unterschiedliche Impressen) parallel anzubieten, einmal über den Amazon-Marketplace und einmal als Bookmundo-Ausgabe im normalen Programm.

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