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Books on Demand: Neue Erfahrungen – Hardcover-Ausgabe mit Schutzumschlag

Noch bevor ich den letzten Satz meines zweiten Buchs Daisy Montana geschrieben hatte, war mit klar, dass ich zwar erneut versuchen würde, einen Verlag bzw. eine Literaturagentur dafür zu finden, ansonsten aber den Vertrieb dieses Mal ausschließlich über Amazon KDP machen will. Dafür gab es verschiedene Gründe. Einer davon war, dass bspw. BoD (Books on Demand) in den drei Jahren, in denen sie die Taschenbuchausgabe meines ersten Romans verkauften, mir knapp 70 EUR Tantiemen bezahlt haben und die kamen größtenteils ebenfalls von Amazon, die das BoD-Taschenbuch auch vertrieben. BoD tut zwar so, als sei mit ihrer ISBN Nummer die Welt zu allen Buchhandlungen offen, unternimmt aber nicht im Mindesten irgendetwas, um es denselben anzubieten oder – erst Recht nicht – es ihnen schmackhaft zu machen. Über die neuesten Erfahrungen mit Verlagen und Vertrieb demnächst mehr an dieser Stelle.

In Sachen Vertrieb wollte ich also nicht mit mehr BoD ins Boot, aber was die Herstellung von Büchern angeht, war mein Vertrauen durchaus noch intakt. In Daisy Montana war nicht nur extrem viel Recherche und damit Zeit, sondern auch viel Herzblut geflossen. Aus diesem Grund wollte ich für Freunde, Familie und mich eine „Friends & Family Edition“ in überschaubarer Auflage produzieren lassen. Ich entschied mich – wenn schon, denn schon – für die aufwändigste Ausstattung, sprich Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenbindung und Lesebändchen.

Den Buchsatz machte ich wieder mit Affinity Publisher, eine gute Gelegenheit, die vor drei Jahren mit Mühe aufgebauten Fähigkeiten etwas aufzufrischen. Mein Grafiker passte das Cover an und freute sich über das ungewohnte Platzangebot. Dann lud ich beides bei BoD hoch. Weil der Stückpreis bis zu einer Auflage von 24 Exemplaren gleich bleibt, bestellte ich ein einzelnes Exemplar. Ich wollte diese Gelegenheit nutzen, die Qualität zu beurteilen und gegebenenfalls weitere Textfehler auszumerzen, die erfahrungsgemäß immer noch auftauchen. Es dauerte zwei Wochen, bis die Lieferung angekündigt wurde. Kurz darauf kam das Paket.

Das Bild, das sich zeigte, war gespalten. Das Buch selbst war nicht nur einwandfrei, sondern praktisch perfekt. Ganz anders der Schutzumschlag, dessen ins Buchinnere zeigende Falze sich wellten, als seien sie auf Lockenwicklern aufgespannt gewesen (Bild 1, Bild 2). Außerdem fühlte er sich an wie das Butterbrotpapier, in dem in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Eltern ihren Schulkinder die Brotzeit einwickelten. Ein beschichtetes Zeug mit merkwürdiger, irgendwie klitschiger Textur. Uns Kindern war das damals egal, Hauptsache das Brot war lecker belegt. Nun denn, irgendwas war bei BoD halt schief gegangen, das würde sich richten lassen – dachte ich. Wenn das Buch selbst Mängel hätte, wäre das eindeutig die schlimmere Variante.

Ich sprach mit meinem Grafiker und auch mit einem befreundeten Drucker im Ruhestand. Erster vermutete, das Papier sei gegen die Laufrichtung gedruckt worden, letzterer schüttelte nur den Kopf, was er aber häufig macht, wenn er die Preise von heutigen Digitaldruckereien sieht. „Was erwartest du für die paar Mark, die das nur noch kostet. Da kann doch nichts Vernünftiges bei rauskommen.“

Dann begann die Diskussion mit BoD. Dass die ihre Kunden grundsätzlich mit Vornamen und per du ansprechen, geht ja noch an, auch wenn ich das ein bisschen betont kumpelhaft finde. Klingt so, als säßen wir alle in einem Boot, was definitiv nicht stimmt. Wäre interessant, die Reaktion zu sehen, wenn ich dem CEO eine Mail schreiben würde mit „Moin Marko, Kohle is gerade n’büsschen knapp, hat die Rechnung noch’n Jahr Zeit …?“ Da wäre es sicher schnell vorbei mit dem „du“.

Mit den Details will ich nicht langweilen. BoD schob die Idee mit der falschen Druckrichtung von sich und argumentierte, dass das Laminat (also die Beschichtung, die den Butterbrotpapiereffekt erzeugt) etwas Spannung gehabt hätte. Sie würden ein Ersatzexemplar anfertigen lassen. Sie hatten ein Muster angefertigt, wovon sie auch vorab auch ein Bild schickten, das mich nicht wirklich überzeugte. Es wellte sich zwar nicht, sah aber aus wie die Hügel, die wir damals für unsere Märklin-Eisenbahn-Landschaften zu konstruieren versuchten. Was mir tatsächlich vorschwebte, waren Schutzumschläge ähnlich den vielen Bücher in meinem Regal, bei denen diese plan liegen, als würden sie täglich gebügelt (Bild 3).

Ich habe meine Friends & Family Edition dennoch bei BoD bestellt. Die Bücher selbst sind absolut ohne Makel. Die Schutzumschläge lagen etwas planer, dafür zeigten sie deutliche Knicke und Abblätterungen am Rand, so als wären sie reichlich grob behandelt worden (Bild 4, Bild 5). Es war mir egal, weil ich inzwischen eigene Schutzumschläge in einer regionalen Druckerei hatte drucken lassen. Aber glaube niemand, BoD hätte sich darauf eingelassen, die Bücher für einen Nachlass ohne Schutzumschlag zu liefern. Ich grüble heute noch darüber, ob das ein Zeichen von zu viel oder zu wenig Bürokratie ist.

Wie auch immer. Nach aktuellem Stand kann man mit gutem Gewissen gebundene Bücher bei BoD bestellen, wenn man den Schutzumschlag ausschließlich als Schutz und nicht als Teil des Ganzen sieht. Zum Verschenken macht man ihn eben weg.


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Druckvorlagen Konvertierung (Taschenbuch Amazon KDP)

Die Druckvorlagen Konvertierung für das Taschenbuch bei Amazon KDP war die nächste Herausforderung. Das eBook im Kindle-Format hatte ich auf Amazon erfolgreich veröffentlicht. Alle waren zufrieden, im Zweifel auch die Nicht-Kindle-Nutzer, weil es seit einiger Zeit eine Kindle-App gibt, die auf nahezu allen Geräten läuft. Jetzt stand das Taschenbuch an.

Amazon KDP fragte mich zuerst, welches Taschenbuchformat es den sein soll. Dazu muss man wissen, dass Amazon als US-amerikanischer Konzern die dort üblichen Formate anbietet und nicht die hier gängigen. Ich wählte mit 5 x 8 Zoll, was 12,7 x 20,3 cm entspricht, ein Format, das denen in Deutschland möglichst nahekommt. Amazon KDP schickte mir daraufhin per Download ein einfaches Excel-Programm mit den Daten für die Anlage des Textblocks im Buch. Durch die Eingabe unterschiedlicher Maße lassen sich bestimmte Parameter nach eigenem Geschmack variieren, zumal die angezeigten Werte Grenzwerte sind. Wenn zum Beispiel mehr Freiraum an den Rändern gewünscht wird, kein Problem. Aber wie den Textbereich in den angegebenen Maßen füllen, so dass es wirklich wie ein Buch aus einem Verlag aussieht?

Um eine konkrete Vorstellung zu bekommen, um was es hier geht, nehme man sich ein beliebiges Buch aus einem beliebigen Verlag und schaue sich mehrere Seiten an. Lesen ist nicht notwendig. Die letzte Zeile am unteren Rand endet immer auf der gleichen Höhe, nämlich am unteren Rand des Satzspiegels. Verpönt sind dabei einzeln stehende Zeilen von einem neuen Absatz, die sogenannten „Schusterjungen“. Nun könnte man auf die Idee kommen, die Zeilenabstände auf einer Seite so zu vergrößern oder zu verkleinern, bis es passt. Damit wird dem Dilettantismus noch mehr Raum gegeben. Abgesehen davon, dass dadurch der Grauwert einer gedruckten Seite sichtbar und störend verändert wird, zerschießt das auch die sogenannte Registerhaltigkeit. Die verlangt, dass nicht nur die Zeilen auf der linken und rechten Buchseite auf gleicher Höhe stehen, sondern auch die auf Vorderund Rückseite eines Buchbogens, damit sie nicht auf die jeweils andere Seite durchscheinen.

Nun denke bitte niemand, ich wäre vom Fach oder sei aus anderen Gründen der Druck- und Satz-Spezialist. Nichts davon. Druckvorlagen Konvertierung war absolutes Neuland für mich. Sensibilisiert hatten mich die gedruckten Testleserexemplare, deren Druckvorlage von mir ohne jedes Wissen und auf die Schnelle zusammengeschustert worden war und so auch ausschaute. Schon der erste genauere Blick zeigte, dass das nichts mit einem professionell gesetzten Buch zu tun hatte. Aber da wollte ich mit der endgültigen Fassung hin. Und lernen oder Erfahrungen machen, kann man vor allem mit Dingen, von denen man keine Ahnung hat. Wie so oft sind Google und YouTube extrem hilfreich, um sich diese Ahnung zu verschaffen. Irgendwann ist dann klar, auf was es ankommt. Es ist aber nicht offensichtlich, wie man da hinkommt.

Ich kann nachvollziehen, dass Amazon KDP meint, eine brauchbare Druckvorlagen Konvertierung sei kein Problem. Registerhaltigkeit oder Schusterjungen sind da kein Thema. Die wollen dein Buch veröffentlichen und daran verdienen. Aber warum Schreibprogramme für Autoren erzählen, man müsse nur den Text in das gewählte Buchformat bringen und alles sei gut, verstehe ich nicht. Natürlich funktioniert das, es sieht halt aus wie Tiefkühl-Fischstäbchen, wo man einen Fisch erwartet hatte.

Das Schreibprogramm Papyrus bot immerhin eine formatierte Vorlage, die meinen Vorstellungen zwar nahekam, aber nicht vollständig entsprach. Die nächsten zwei Tage waren ein Wechselbad kleiner Fortschritte und eklatanter Misserfolge. Ich versuchte, in diesem Programm mit welchen Mitteln auch immer meine Ideen zu optimieren und gleichzeitig die notwendigen Kompromisse zu minimieren. Ich habe umformatiert, was ging, und gelassen, was sich verweigerte. Ich weiß bis heute nicht, ob es an meiner Unfähigkeit oder an fehlenden Möglichkeiten lag.

Eigene Defizite will ich nicht ausschließen, weil es in Papyrus eine große Menge Formatvorlagen gibt, die noch nach individuellen Wünschen angepasst werden können. Mit diesen Vorlagen hatte ich mich nur im Ansatz beschäftigt, auch weil das Handbuch eher abschreckt. Die grafische Gestaltung dieses Handbuchs ist eine wüste Mischung von Bildbeispielen unterschiedlichster Größe mit Text aus vielen kursiven und fett geschriebenen Anteilen und Einzügen nach Absätzen. Am schlimmsten ist der Blocksatz, der bei kurzen Texten oft Abstände zwischen Wörtern produziert, die breiter sind als diese selbst. Auch inhaltlich klang das alles für meine Ohren wie eine maschinelle Übersetzung aus dem Chinesischen. Wer Handbücher von Apple Programmen kennt, weiß, wie man das besser machen kann. Alles in allem erhöhte das nicht die Lust, sich mit den Details von Papyrus auseinanderzusetzen, und dafür wird man bestraft.

In einem letzten verzweifelten Aufbäumen fragte ich den Support bei Papyrus, warum zum Beispiel das Programm beim Konvertieren auf ein anderes (intern angelegtes) Format immer eine komplette Leerseite vor Kapitelanfängen einfügt. Eine wenig hilfreiche Antwort bekam ich erst nach Tagen, als ich Papyrus schon hinter mir gelassen hatte und einen nächsten Versuch mit Pages, der Textverarbeitung von Apple, unternahm. Die Einrichtung war bei Pages nach einer viertel Stunde erledigt. Die Probleme im Detail kamen aber auch hier. Der Blocksatz erwies sich als deutlich schlechter als der in Papyrus – trotz mehr Silbentrennungen. Außerdem wurde der Satzspiegel so gut wie nie ausgenutzt. Die Seiten endeten fast alle auf unterschiedlichen Höhen.

Gespeist von Ärger und Unwillen fand meine Recherche im Netz schließlich einen Ankerpunkt bei professionellen Publishing Programmen. Das von vielen als Indesign-Alternative gepriesene Programm Affinity Publisher wurde gerade mit einem 50% Rabatt für rund 30 EUR angeboten. Das war mir einen Versuch wert. Wie sich zeigte: Für das, was diese Software leistet, ist das ein Spottpreis.

Man darf nicht davon ausgehen, so ein Programm zu installieren, und der Rest geht von selbst. Ich brauchte zwei volle Tage des Herumprobierens, Lesen im Handbuch und Lehrvideos schauen, um überhaupt die Grundbegriffe zu verstehen. Aber dann war es eine Freude, weil sämtliche Widerstände, die die anderen Programme geleistet hatten, hier nicht existierten. Wunderwerkzeuge, die alle meine Probleme lösten, waren die im Detail einrichtbaren Wortabstände, Buchstabenabstände inklusive minimal veränderbarer Buchstabengrößen, eine differenzierte Silbentrennung und nicht zuletzt das Grundlinienraster, das die Zeilen auf gleicher Höhe hält.

Dabei wurde mir klar, dass eine normale Textverarbeitung das nicht leisten kann, weil diese Werkzeuge nicht oder nur in Ansätzen vorhanden sind. Auch Papyrus hat diese nicht. Aber bei einer Software für Autoren wäre es fair, darauf hinzuweisen, wo die Grenzen gesetzt sind, und nicht so zu tun, als wäre alles möglich. Es hätte mir viel Zeit erspart.

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Probedrucke – Leseexemplare

In meinen chronologischen Notizen steht am 8. November 2020:

„Gestern hat Biden wahrscheinlich die Wahl in den USA gewonnen, heute habe ich die vorläufig endgültige Textfassung auf das BoD Portal hochgeladen. Die Bastelei auf Papyrus, bis ich das einigermaßen brauchbar formatiert hatte, ist eine eigene Geschichte … So was kann man auch anders einrichten. Ich unterdrücke meine Gedanken an angebissene Äpfel.

Parallel habe ich das Cover-PDF für den Umschlag fertig gemacht, was voraussetzt, dass die endgültige Seitenzahl feststeht, weil davon die Breite des Buchrückens abhängt. So gesehen war das ein wichtiger und glücklicher Tag für mein Buchprojekt. Aber schon wenige Stunden später merkte ich, wie der Rand des Lochs näher kam, in das man nach so lange andauernden Herzensprojekten reinzufallen droht. Es gibt ohne Frage weiterhin viel zu tun, aber zunächst ist der kreative Part abgeschlossen, bis das Feedback der Testleser kommt, die erst versorgt werden müssen. Und das dauert. Die Lieferung der ersten zehn Leseexemplare wird bis zu elf Tagen brauchen.“

Die Bücher von BoD kamen in der Tat elf Tage später. Die Qualität erschien auf den ersten Blick ganz okay. Wenn man genauer hinschaute, sah man die Unterschiede. Das Papier war absolut weiß. Erst später realisierte ich, dass fast alle Taschenbücher auf chamois Papier gedruckt werden. War mein Fehler. Der Blocksatz schien zwar nicht so grauenvoll wie bei „Word“, aber auch nicht richtig gut, und die Textblöcke auf den Seiten waren nicht einheitlich groß – wobei beides keine Frage des Drucks ist. Heute weiß ich, wie viel Ahnung in Sachen Satz und Druck mir damals fehlte.

Beim Titelbild hatte ich mehr erwartet. Das erschien mir eine Spur matschig und für mein Gefühl schlechter als bei den meisten Verlagstaschenbüchern. Wahrscheinlich lag das am Farbraum. Jede Druckerei fragt üblicherweise nach CMYK, alle nicht-professionellen Bildbearbeitungsprogramme liefern nur RGB. Books on Demand redet nicht über dieses Thema. Vermutlich ahnen sie, wie viele Anfragen bei ihrer Hotline kämen, ohne das Problem lösen zu können. Auffällig war weiterhin, dass sich der gesamte Papierblock ein wenig wellte. Er lag nicht so elegant und plan wie bei anderen Büchern.

Am Abend ertappte ich mich, mein eigenes Buch zu lesen – mit großem Spaß. Als das an den Tagen danach immer wieder passierte, fragte ich mich, warum. Ich fühlte mich durch diese „vollständigere“ Form des Texts herausgefordert, nochmals aus einer neuen Perspektive darauf zu schauen.

Die Buchform erzeugt mehr Distanz als ein Manuskript oder der Blick in ein Textverarbeitungsprogramm. Es fällt einem als Autor leichter, den Text objektiv zu sehen, aber auch nur zu lesen, zu lachen und sich darüber zu freuen. Das Kind ist flügge geworden, und der distanzierte Blick macht es nochmals einfacher, Fehler zu finden.

Also: Eine gedruckte Vorab-Auflage dient nicht nur den Testlesern, sondern auch dem Autor!

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