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Daisy Montana – mein zweiter Roman, ein Wissenschaftsthriller

Vor wenigen Wochen habe ich meinen zweiten Roman „Daisy Montana“ veröffentlicht. Darin geht es um eine künstliche Intelligenz und ich kann das sagen, ohne vor Scham rot zu werden. Das Thema sprang mich vor drei Jahren an, als nur Insider von der Existenz einer Firma OpenAI wussten und es weder ChatGPT noch Dall-E und Kollegen gab.

Nach der Fertigstellung meines ersten Romans „Chicago-Chevy-Charleston“ war erst mal die Lauf raus. Ich hatte das Projekt durchgezogen, mir selbst bewiesen, dass ich es konnte und die gefühlte Verpflichtung gegenüber dem wirklichen Protagonisten, der schon lange nicht mehr lebt, abgetragen.

Dann begegnete mir Tim Urban. Nicht persönlich, aber in Form seines überragenden Blogs Wait but Why und besonders seines zweiteiligen Beitrags über künstliche Intelligenz. Der traf mich fast wie ein Schlag ins Gesicht. Urban beschrieb in seiner unnachahmlichen Art mit schlichten Sätzen und Grafiken, die von Strichmännchen bewohnt werden, über die Gesamtgemengelage bei der Forschung zu KI, insbesondere dem terministischen Moment einer Superintelligenz.

Es wirkte wie ein Weckruf. Tim Urban vermittelte mir eindringlich, dass künstliche Intelligenz langfristig gleichzusetzen sei mit der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allerdings hätten die Auswirkungen nicht nur finanzielle Folgen für unterschiedliche soziale Schichten (für die einen gute, für die anderen schlechte …), sondern bedeuteten eine elementare Entscheidung zwischen dem möglicherweise ewigen Leben des Menschen oder dem Ende der Menschheit. Das mag übertrieben klingen, aber die Diskussion heute, da KI zu einem riesigen Thema geworden ist, zeigt bei genauem Hinsehen in ähnliche Richtung.

Das Thema hatte mich gepackt, und ich las dazu alles, was erreichbar war, wobei ein Buch Maßstäbe setzte, und das ist Nick Bostroms Standardwerk „Superintelligenz“.

Gleichzeitig gefiel mir zunehmend die Idee, das Knowhow, das ich im Lauf des ersten Buchs gewonnen hatte, erneut zur Anwendung zu bringen und dabei auch meinen eigenen Schreibstil zu verfeinern. Ein zweiter Roman wäre die ideale Möglichkeit zur Umsetzung all der guten Ratschläge, die man als Autor im Verlauf des ersten Buchs bekommen hat inklusive der eigenen Erfahrungen während dieser Zeit. Die Vorstellung, wieder zu schreiben, gefiel mir immer besser.

Mit jedem Tag, der verstrich, verschwamm auch das erste Buch als ein Teil der eigenen Geschichte und machte Platz für neue Ideen. Ich überlegte, wie sich die schwer fassbare Forschung zur Superintelligenz, die etablierten wissenschaftlichen Prinzipien folgt, zu einer spannenden Geschichte verdichten ließ.

Ein unmittelbarer Anknüpfungspunkt war die dort immer wieder genannte Gefahr des „Ausbruchs“ und wie dieser verhindert werden könnte. Vereinfacht wird damit beschrieben, dass ab einem schwer erkennbaren Punkt die KI über genügend „Intelligenz“ und Selbstreflexion verfügt, ihre eigene Abhängigkeit vom Menschen zu erkennen und das ändern zu wollen. Ziel wäre dann, sich auf eigene Beine zu stellen und das Labor zu verlassen, auch wenn das nicht zwangsläufig physisch gemeint ist.

Es gibt eine große Menge wissenschaftlicher Artikel darüber, wie das verhindert werden könnte. Ungeachtet dessen, ob das im realen Leben so funktionieren würde oder nicht, war damit ein wichtiger Teil des Setups einer potenziellen Story vorgezeichnet: Das Umfeld muss fernab von jeder Zivilisation liegen, die Labore dürfen über keine Kommunikationsmöglichkeiten verfügen, die eine erwachende Super-KI nutzen könnte, und ihre „Wächter“ bzw. Programmierer sollten selbst auch keinen Weg nach Außen kennen, den die KI durch manipulative Strategien erfahren könnte. Und: mehrere Wissenschaftler jeweils alleine an unterschiedlichen Standorten. Das klang gut.

Damit stand das Setting. Auch der erste Konflikt ist zwangsläufig in Form einer ahnungslosen Person, die sich in dieses Szenario verirrt. Aber wie geht es dann weiter? Es war ein langer Kampf mit ganz unterschiedlichen Wegen, die die Geschichte hätte einschlagen können. Es hat sich schließlich gefügt – auch mit Hilfe eines Manuskriptgutachtens von Lektorenseite. Außer dem Rat, den bisherigen Bestand des Manuskripts radikal zu kürzen, gab es Tipps, welche dramaturgischen Schritte als nächstes in Frage kämen. Bei den Kürzungen blutete mir das Herz, es waren tatsächlich mehr als 20% des bisher Geschriebenen, aber es war total richtig. Die Geschichte gewann an Fahrt, Spannung und  die dramatische Eskalation war nahezu eindeutig.

Was mir wichtig ist, hier nach Außen zu bringen, ist einerseits die Schwierigkeit, wissenschaftliche oder auch nur sachlich komplexe Umstände in einer Geschichte verständlich darzustellen, ohne dass darunter der Spannungsbogen oder der Plot leidet. Ich meine, mit der Zeit, die ich mir gegeben habe, ist das gelungen. Unter Zeit- oder Abgabedruck hätte ich ein echtes Problem bekommen. Andererseite weiß ich nun endgültig, dass bei einem nächsten Buch die Geschichte komplett „dicht“ sein muss, bevor der erste ernst gemeinte Satz aufs Papier kommt.

Über meine aktuellen Erfahrungen in Sachen Literaturagenturen, Verlage und Amazon schreibe ich im nächsten Beitrag. Dass Buch und eBook aktuell exklusiv bei Amazon erhältlich sind, sagt aber schon einiges. Eine Leseprobe gibt es hier auf der Home-Seite.

Bild: KI-generiertes Motiv von DALL-E

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Veröffentlichung auf Amazon KDP: eBook Konvertierung

Die eBook Konvertierung für die Veröffentlich auf Amazon KDP betrifft zwei verschiedene Bereiche. Das Buch selbst und die begleitenden Texte. Texte, die auf der Amazon-Verkaufsseite sichtbar sind, wie die „Beschreibung“ und der „Blick ins Buch“, müssen für die Veröffentlichung auf Amazon KDP konvertiert werden. Diese Konvertierung definiert, wie die Texte auf der Verkaufsseite angezeigt werden. Was zu tun ist, erklärt Amazon auf seinen KDP-Webseiten ausführlich mit unzähligen Verlinkungen auf Unterseiten, die weitere Hilfen und Tipps geben. Ich bin dem vorgeschriebenen Ablauf in den angegebenen Schritten einfach gefolgt. Trotzdem bleiben zwischendurch Fragen offen.

Für die „Beschreibung“, die von Amazon unter dem Buchtitel angezeigt wird, gibt es den Hinweis auf HTML-Tools, mit denen Überschriften, kursive Textpassagen etc. angelegt werden können. Dafür wird aber keine Vorschau angeboten. Das Ergebnis bleibt im Dunkeln, bis sich nach der Veröffentlichung des eBooks möglicherweise Einzelheiten zeigen, die so nicht gewollt waren.

Immer wieder tauchen auch Hinweise für die Taschenbuch-Printausgabe auf, die parallel zur Veröffentlichung des eBooks eingeleitet werden kann – wenn man das will. Hier ist Vorsicht geboten: Es gibt viele Details, die sinnvollerweise beim eBook anders gemacht werden sollten als beim Taschenbuch. So empfiehlt es sich, beim eBook das Impressum, das bei Amazon sowieso eine untergeordnete Rolle spielt, an den Schluss zu setzen. Die Inhaltsvorschau „Blick ins Buch“, die pauschal eine bestimmte Anzahl Seiten vom Buchanfang abbildet, zeigt dadurch mehr Text und relevanten Inhalt. Das betrifft im Übrigen auch die Autorenbeschreibung, die sonst beim „Blick ins Buch“ eine Doublette zu der Biografie des Autors wird, welche standardmäßig auf der Verkaufsseite zu finden ist.

Es scheint, als veröffentlichten dennoch viele Autoren eBook und Taschenbuch gleichzeitig. Jedenfalls sind bei der Anlage des Taschenbuchs mehrere Parameter analog zum eBook voreingestellt, können aber überschrieben bzw. geändert werden. Das eigentliche Manuskript kann man auch getrennt bzw. als ein eigenes PDF hochladen, was Sinn macht, weil die Ausstattung des eBooks in mancher Hinsicht reduziert bzw. simpler gehalten ist. Es empfiehlt sich also unbedingt, das Taschenbuch gesondert zu bearbeiten.

Vor dem Upload des Buchmanuskripts steht ebenfalls dessen eBook Konvertierung an, die in mehreren Schritten abläuft. Ausgangsbasis ist eine Word-Datei, die Papyrus, das Autorenprogramm, mit dem ich arbeite, als eines der verschiedenen Exportformate anbietet. Alternativ kann man mit Copy-Paste den Text in eine neue Word-Datei einfügen. Wirklich wichtig ist nur, die Kapitelüberschriften als „Kapitel“ und den gesamten Fließtext mit „Standard“ zu formatieren. Jede weitere Formatierung wird nicht übernommen, oder – deutlich unangenehmer – sie bereitet eine Reihe von Problemen.

Die eigentliche eBook Konvertierung erfolgt mit dem Amazon-eigenen Programm Kindle Create, das für Mac und PC als kostenloser Download im Netz zu finden ist. Das Manuskript muss dafür als Word-Datei im Format .doc oder .docx vorliegen, was die Exportfunktion von Papyrus unter Beibehaltung von Kapitel- und Fließtext-Formatierungen innerhalb von Sekunden erzeugt. Nach dem Import des Manuskripts in Kindle Create gibt es Möglichkeiten, den „Look“ des eBooks dem persönlichen Geschmack anzupassen. Zur Auswahl stehen vier Designs (Modern, Klassisch, Cosmos und Amour), die sich aber nahezu ausschließlich auf die Kapitelüberschriften und Untertitel beziehen. In den „Druckeinstellungen“ kann man weitere Anpassungen für die Platzierung von Buchtitel und Seitenzahlen vornehmen. Außerdem lassen sich über die „Texteigenschaften“ eine Reihe zusätzlicher Formatierungen wie Einrückungen, Abstände etc. einstellen.

In der Praxis erwies sich die eBook Konvertierung mit Kindle Create einerseits einfach, andererseits tückisch, weil sich hinter der Einfachheit ein paar ungewohnte Dinge verbergen. So erzeugt das Programm zunächst eine Datei, deren Format .kcb vermutlich für kindle create book steht. Diese taugt noch nicht für den nachfolgenden Upload in Amazon KDP. Es ist eine Arbeitsdatei, in der man auch die zukünftigen Korrekturen und Aktualisierungen macht. Die eigentliche, für den Upload geeignete Datei im Format .kpf (kindle package format) wird erst über die Funktion „Generieren“ erzeugt.

Das Programm lief bei mir nicht sonderlich stabil. Es stürzte diverse Male ab, und ich musste den Rechner (Mac) neu starten, wobei ich zugegebenermaßen nicht weiß, ob das am Rechner oder am Programm lag. Aber auch die programmeigene Vorschau zeigte ein paar Macken. So wurden zum Beispiel die Zeilenabstände neben den Initialen am Kapitelanfang enger dargestellt als im restlichen Fließtext. In der aktuellen Version des Programms scheint dieses Problem behoben zu sein. Grundsätzlich zeigen solche kleinen Bugs, dass es Sinn macht, genau hinzuschauen und das Ergebnis in sämtlichen Details zu prüfen.

Wenn sich die Hoffnung zur Gewissheit verdichtet hat, alles sei in der korrekten Form und am richtigen Platz, generiert man die endgültige .kpf Datei und schiebt sie auf Amazon KDP in die Upload-Box.

Selbst mit dem Wissen, dass Korrekturen am veröffentlichten eBook unkompliziert zu machen sind, war es ein denkwürdiger Moment, als ich auf „Veröffentlichen“ klickte. Here we go, dachte ich, und kurz darauf ploppte das Bild auf „Herzlichen Glückwunsch …“.

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Buchprojekt: Go Your Own Way – Teil 2

Das Exposé stellt einen elementaren Bestandteil von einem Buchprojekt dar. Kein Mensch und erst Recht kein Agent oder Verleger liest das Buch, um einen Eindruck zu bekommen, um was es geht. Ein vollständiges Exposé (im Gegensatz zum Kurzexposé) enthält eine ausführliche und eine kurze Inhaltsangabe (den sogenannten „Pitch“), eine Kurzbiografie des Autors inklusive Foto, Angaben zum Regionalbezug, Genre und zur Zielgruppe. Je nachdem, für wen das Exposé gedacht ist, auch das Coverfoto und den Klappentext. Bei den Agenturen lässt man Cover und Klappentext tunlichst weg, weil das üblicherweise vom Verlag festgelegt wird. Dafür müssen hier zusätzlich der Arbeitstitel, Angaben über den Stand vom Buchprojekt und voraussichtliche Länge des Manuskripts hinein, außerdem ein paar Sätze zum literarischen Umfeld, also zu vergleichbaren Büchern bzw. Autoren mit ähnlichen Themen.

Das Exposé ist nach dem Anschreiben das erste, was ein Literaturagent liest. Es ist die Visitenkarte von Buch und Autor, und wenn hier beim Leser Zweifel aufkommen, hat man schon verloren. Im Übrigen bieten die Agenturen das Buch mit Hilfe dieses Exposés den Verlagen an. Deshalb ist es wichtig, beim Verfassen jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Für das Exposé von Chicago-Chevy-Charleston habe ich mir mehrere Tage Zeit genommen und jede Fassung immer wieder mit einer Nacht Abstand gelesen und verbessert.

Ist es mit einem Verlag nichts geworden, mausert sich das Exposé erst recht zum ständigen Begleiter. Die vollständige Fassung oder Teile davon braucht man bei einem Buchprojekt ständig, nämlich für sämtliche Verkaufsplattformen, für Werbung im Internet oder auf Flyern, für die Einreichung zu Wettbewerben und vieles mehr.

Die Leseprobe ist das einfachste. Das Manuskript ist die Grundlage dafür und muss lediglich auf die gewünschte Länge gekürzt werden. Diese bewegt sich üblicherweise zwischen zehn und 50 Seiten. In Einzelfällen werden zwei Kapitel oder das komplette Manuskript (so weit vorhanden) angefragt. Ich habe immer die ersten beiden Kapitel als Leseprobe beigelegt, weil das den maximal 30 Seiten entsprach, die die von mir ausgewählten Empfänger haben wollten. Den Wunsch nach „zehn Seiten maximal“ habe ich ignoriert, weil jeder jederzeit aufhören kann zu lesen, wenn es ihm reicht.

Von den neun Agenturen auf meiner Liste habe ich fünf angeschrieben. Nicht gleichzeitig, sondern maximal zwei auf einmal, um – aus heutiger Sicht eine größenwahnsinnige Annahme – nicht mit zu vielen parallel verhandeln zu müssen. Das Feedback war niederschmetternd – weil nicht vorhanden. Ich bekam eine einzige Eingangsbestätigung von einem Auto-Responder.

Ich hatte auch die Agentin angeschrieben, bei der die Sachbuchautorin unter meinen Testlesern ihren Vertrag hat. Diese Testleserin sagte mir aber vorab, die Agentin sei mittlerweile mehr an ihrem Hund interessiert als an neuen Autoren. Insofern wäre das weniger eine Empfehlung als ein Hinweis. Ich dürfe mich jedenfalls gerne auf sie beziehen. Das machte ich und bekam erstaunlicherweise innerhalb Stunden eine Antwort. Die Aussage der Agentin war, sie würde sich meine Materialien im Lauf des kommenden Wochenendes anschauen. Das war das Erste und das Letzte, was ich aus dieser Richtung hörte. Auf ein freundliches Nachfassen mehrere Wochen später kam keine weitere Reaktion.

Ich will nicht ausschließen, dass diejenigen, die in den Agenturen meinen Text in die Hand genommen haben (wenn überhaupt), davon so erschreckt waren, dass ihnen die Worte fehlten. Es würde mich aber wundern. Dennoch, selbst dann ist das ein merkwürdiges Verhalten. Diese Branche hat offensichtlich in Sachen Etikette etwas andere Gebräuche als die sonstige Wirtschaft. Unverständlich, warum man für das Sichten eines Manuskripts acht bis zwölf Wochen benötigt, und noch unverständlicher, warum es offenbar eine Zumutung ist, einen Textbaustein als Absage zu schicken. Und dann verlangen einige noch die Auskunft, wo man sein Manuskript parallel angeboten hat. Das ist wie eine Firma, die fragt, auf welche offenen Stellen ich mich sonst beworben habe. Dafür, dass dies eine Kulturbranche ist, fehlt es im Umgang genau daran: an Kultur.

Im Lauf dieser Wochen, in denen ich auf Antworten wartete, die nicht kamen, verdichtete sich mein Entschluss, bei meinem Buchprojekt auf Literaturagenten und Verlage zu verzichten. Parallel hatte ich angefangen, mich in die Materie von Herstellung und Vermarktung von Büchern im Eigenverlag zu beschäftigen. Dabei tauchte eine Reihe von spannenden Details auf, die ich als eine neue Herausforderung sah.

Und dann stieß ich auf einen ausführlichen Blogbeitrag von Hugh Howey, einem amerikanischen Autor, der mit seiner Wool Trilogie im Selbstverlag ein Millionenpublikum erreichte. Diese Bücher sind mittlerweile als Übersetzung in Verlagsausgaben in circa 17 Ländern erhältlich, aber das amerikanische Original erschien 2012 bei Amazon KDP.

Howeys Beitrag (Writing Insights Part Four: Publishing Your Book) ist eine flammende Fürsprache zugunsten des Selfpublishing, was nicht wundert, wenn man Millionen Exemplare auf diesem Weg verkauft hat. Dennoch sind viele seine Pros und Cons Fakten, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Das alles habe ich eine Zeit lang bei mir sacken lassen. Dann stand die Entscheidung: Ich mache das selbst.

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Letzter Beitrag: Go Your Own Way – Teil 1

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Photo by Harald Stuckmann

Go Your Own Way – Teil 1

Von vornherein gab es einen Zwiespalt in mir. Wenn man sich sein ganzes Berufsleben mit wirtschaftlichen Dingen beschäftigt hat, wird das Prinzip der Arbeitsteilung zur inneren Überzeugung. Lass Spezialisten ran, wo du selbst keine Ahnung hast. Die Inspektion am Auto machen auch die wenigsten ohne Werkstatt.

Andererseits sehe ich es als eine persönliche Herausforderung, Projekte alleine zu Ende zu bringen und die Systematiken durchblicken zu wollen, die hinter den Dingen stehen. Gäbe es nicht die Möglichkeiten des Selfpublishing, hätte ich mein Buchprojekt wahrscheinlich nicht gestartet. Heißt, ich habe von Anfang an damit gerechnet, das Ding gegebenenfalls selbst durchzuziehen.

Nun vergibt man sich ja nichts bei dem Versuch, einen Verlag bzw. einen Literaturagenten für das eigene Manuskript zu interessieren. Auf dem langen Weg zu einem Vertrag ist ein Aussteigen jederzeit möglich, und wie hier früher beschrieben, bietet eine Verlagsveröffentlichung so viele Vorteile, dass es fahrlässig wäre, nicht wenigstens den Versuch zu machen.

Diese Überlegungen begleiten einen von Anfang an. Sie werden umso deutlicher, je mehr es dem Ende des Schreibens zugeht. Irgendwann schaut man der potenziell frustrierenden Angelegenheit ins Auge und beginnt mit den konkreten Vorbereitungen.

Für den Kontakt mit Agenturen oder Verlagen braucht es nicht viele Unterlagen. Diese sollten aber so gelungen wie möglich sein, um aus der Menge der Einsendungen herauszustechen, die täglich beim Empfänger eintreffen. Ein Vorteil ergibt sich daraus, dass das Exposé für die unterschiedlichsten Zwecke sowieso benötigt wird.

Drei Dokumente sind erforderlich:

  • Anschreiben
  • Exposé
  • Leseprobe

Beim Anschreiben ist das Schwierigste die Frage, wer überhaupt angeschrieben werden soll. Es gibt jede Menge Verzeichnisse von Literaturagenturen, und die Anzahl der dort genannten Adressen liegt in der Größenordnung von über hundert. Das Handbuch für Autorinnen und Autoren (Uschtrin Verlag) ist da hilfreich. Zu jeder Agentur nennt es relevante Details wie die vertretenen Genres, die Ansprechpartner, die Verlage, mit denen zusammengearbeitet wird, und einiges mehr.

Auf dieser Grundlage schaute ich mir anschließend die Webseiten der ausgewählten Agenturen an. Dort bekommt man schnell ein Gefühl und die Fakten, ob eine Agentur zum Manuskript und einem selbst passen könnte. Hier finden sich die Einzelheiten für eine Einreichung: per Mail oder auf dem Postweg, Länge der Textprobe, Wartefrist und die Frage nach Paralleleinsendungen bei anderen Agenturen. Alle, die mir interessant erschienen, habe ich mit diesen Details in eine Excel-Liste gepackt. Wie immer gibt es ein paar Exoten, die keine PDFs nehmen, sondern die Unterlagen als Word-Datei wollen. Eine hatte einen Fragebogen auf der Webseite, der die Grenzen des Datenschutzes sprengte. Solche Agenturen habe ich für mich als unbrauchbar klassifiziert. Unter dem Strich standen schließlich neun Literaturagenturen, die in Frage kamen.

Das Anschreiben kann kurz gehalten werden. Wichtig ist eine namentliche Ansprache. Wenn in den „Kontakten“ der Webseite kein Ansprechpartner genannt wird, ist es in jedem Fall besser, den gesetzlichen Vertreter aus dem „Impressum“ zu nehmen als das wenig verbindliche „Damen und Herren“. Ein Hinweis, warum diese Agentur als die Passende erscheint, macht Sinn. Chicago-Chevy-Charleston hat seinen Ursprung in einem Filmexposé, und das Buch hat nach wie vor eine starke Bildsprache. Für eine Agentur, die die Option einer Filmauswertung explizit auf ihrer Webseite nennt, ist das beispielsweise ein wichtiger Anhaltspunkt. Was Agenturen und Verlage ebenfalls mit Wohlwollen sehen, ist die Bereitschaft zu crossmedialen Aktivitäten für die Buchpromotion. Wer sein Autorendasein mit Social Media Aktivitäten oder einer eigenen Webseite begleitet, sollte das erwähnen. Wenn das Anschreiben einen persönlichen und individuellen Charakter hat und eine klare Aussage mit sich bringt, sind die eigenen Karten jedenfalls besser als mit einer offensichtlichen Massenaussendung.

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Letzter Beitrag: Die Literaturagenturen und ihre Rolle

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Die Literaturagenturen und ihre Rolle

Spätestens jetzt müssen wir über die Literaturagenturen bzw. die Literaturagenten sprechen. Die sind eine Art Mittler zwischen Autoren und Verlagen, wobei sie zunächst die Interessen der Autoren vertreten. Diese Dienstleistung lassen sie sich mit 10–15% der von den Verlagen bezahlten Autorentantiemen vergüten. Die Agenten handeln die Buchverträge aus und prüfen die Tantiemenzahlungen vor Weitergabe an die Autoren. Je nachdem kümmern sie sich um Zweitverwertungen wie den Verkauf von Filmrechten und ggf. um fremdsprachige Buchausgaben, wenn diese Rechte nicht an den Verlag gegangen sind. Die Autoren haben damit einen professionellen Partner, der den Verlagen auf Augenhöhe begegnet und ihnen eine Menge bürokratische Vorgänge abnimmt. Die Verlage wiederum haben so in fast allen Belangen einen Ansprechpartner, den sie kennen und der damit auch ihnen die Arbeit erleichtert bzw. den Aufwand reduziert.

Die Literaturagenturen und Agenten sind außerdem intensiv in die inhaltliche und kreative Arbeit eingebunden. Die Verlage nehmen lieber von den Agenten Buchvorschläge entgegen als von den Autoren, weil damit klar ist, dass die Agentur diesen Autor vertreten würde. Und das macht diese nur, wenn sie von ihm bzw. dem Manuskript überzeugt ist. Die Akquisition von neuen Autoren spielt sich also weitgehend auf einer vorgelagerten Stufe ab. Das ist für die Einreichung von Manuskripten wichtig, weil sich damit neue Ansprechpartner ergeben. Formal sind die meisten Verlage laut ihren Webseiten immer noch bereit, unter gewissen Voraussetzungen Einreichungen zu bearbeiten, in der Praxis macht es aber mehr Sinn, sich gleich an eine der vielen Literaturagenturen zu wenden.

Die Angelegenheit wird damit keineswegs einfacher. Auch die Literaturagenten kümmern sich hauptsächlich um ihre Bestandsautoren. Sie haben weder Zeit noch Lust, sich intensiv mit den Bergen von unverlangten Manuskripten auseinanderzusetzen, die täglich in ihren Posteingang hereinschwappen. Neue Autoren finden sie eher durch Netzwerken, durch aufmerksames Verfolgen der Literaturszene und bei öffentlichen Lesungen. Im Übrigen bewegen sich die Informationen und Bedingungen zu unverlangten Einsendungen auf demselben Level wie bei den Verlagen – inklusive der bis zu drei Monate Wartezeit, innerhalb derer theoretisch eine positive Nachricht erfolgen könnte.

Böse Zungen behaupten, diese drei Monate seien den Abständen geschuldet, in denen die verlags- oder agentureigenen Praktikanten sich der aufgelaufenen Stapel von Einreichungen annehmen und diese im Schnellverfahren abarbeiten müssen. Da bleiben wenige Minuten für jedes Exposé oder Manuskript. In denen wird entschieden, ob eine Arbeit von Monaten literaturpreisverdächtig erscheint oder gleich im Papierkorb landet. Der Wahrheitsgehalt dieser Behauptung ist nicht geklärt, aber wenn es stimmt, wunderte es mich nicht.

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Letzter Beitrag: Der Buchverlag, das unbekannte Wesen

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Der Buchverlag, das unbekannte Wesen

Wie ein Buchverlag arbeitet, darüber machen sich Debütautoren meist falsche Vorstellungen. Aber das Schreiben des ersten Buchs stellt in vielerlei Hinsicht einen Lernprozess dar. Das ist wichtig zu wissen (oder zu erinnern), weil jeder Debütautor etwas gewinnt, selbst wenn niemand sein Buch kauft. Er gewinnt an Erfahrung und an Wissen, wie manche Dinge laufen.

Zum Beispiel kapiert man an einem bestimmten Punkt, dass ein Buchverlag nicht lauter verträumte Menschen sind, die sich vergeistigt in mehr oder weniger literarischen Manuskripten verlieren, die mit der Post kommen. Wir reden vielmehr von einem Wirtschaftsunternehmen mit genauen Vorstellungen von dem Produkt, das es verkaufen möchte. Der wichtigste Produktionsfaktor (unfreundlich ausgedrückt) sind dabei die Autoren, mit denen der Buchverlag schon zusammenarbeitet und die leserkompatible Manuskripte im gesetzten Zeitrahmen abliefern. Außerdem die erfolgreichen Autoren, die der Verlag gerne hätte, die aber an anderer Stelle bereits untergebracht sind. Wenn es fremdsprachliche Autoren sind, kann man sich immerhin um die Übersetzungsrechte bemühen.

Am allerwenigsten interessieren einen Buchverlag Autoren, die noch nie etwas veröffentlicht haben und die deshalb auch niemand kennt. Und ausgerechnet die schicken in großer Zahl und unverlangt fertige und halbfertige Manuskripte oder zumindest Exposés. Glaubhafte Informationen sprechen von täglichen Einsendungen in mittlerer zweistelliger Zahl bei den großen Publikumsverlagen. Das ist für alle Beteiligten ein Problem.

Nahezu alle Verlagshäuser informieren auf ihren Webseiten im Impressum bzw. unter den Kontakten über ihre diesbezüglichen Regularien. Die sind unterschiedlich, enden aber fast alle mit einer Beschränkung der schieren Menge an Wörtern, die als Exposés, Leseproben etc. geschickt werden dürfen. Einige sind so ehrlich zu sagen, dass sie keine unverlangten Einsendungen akzeptieren und die, die dennoch kommen, ungelesen löschen bzw. ins Altpapier entsorgen. Das klingt hart, ändert aber nichts daran, dass die Mehrzahl der Einsendungen bei den anderen genau das gleiche Schicksal erleiden, nur auf Umwegen.

Teil der Information ist fast immer, nur bei Interesse käme eine Antwort und diese brauche üblicherweise bis zu drei Monate. Gerne verbunden mit dem Hinweis, man solle doch bitte mitteilen, welche anderen Verlage den Text auch bekommen haben. Stellt sich zunächst die Frage, warum die Sichtung eines Texts Monate dauert und nicht Tage oder wenigstens Wochen. Die eigentliche Arbeit wird ja nicht weniger. Weiterhin fängt man an zu grübeln, ob die Wahrheit, nämlich parallele Einsendung an mehrere Verlage, zur sofortigen Disqualifikation führt bzw. die Unwahrheit (»nein, nein, nur an Sie! Sie sind der einzige Verlag, der in Frage kommt«) noch schlimmer ist, weil die Verlagshäuser interne Listen über Einreichungen austauschen. Ich wage die Behauptung, diese Zeit und Mühe investieren sie nicht.

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Letzter Beitrag: Verlag oder Selfpublishing

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Verlag oder Selfpublishing?

Verlag oder Selfpublishing – das ist die große Weggabelung, die der buchschreibende Debütant erreicht, wenn er sein Manuskript als reif für die Veröffentlichung ansieht. Wie geht es jetzt weiter? Nach links oder nach rechts?

Tatsächlich werden sich die meisten Autoren viel früher, wenn nicht von Anfang an Gedanken gemacht haben, welchen Weg sie gehen wollen. Es gibt unendlich viele Informationen und Meinungen zu dem Thema Verlag oder Selfpublishing, und je mehr man liest, desto verwirrender wird es. Aber an dieser Entscheidung geht kein Weg vorbei. Allerdings handelt es sich nur bedingt um eine eigene Entscheidung. Wenn die Verlagsveröffentlichung eine Option ist, redet möglicherweise ein Verlag bei den weiteren Schritten mit. Letztlich lautet die Frage: Mache ich es gleich selbst, oder versuche ich erst, einen Verlag für mein Manuskript zu interessieren?

Einen Verlag von vorneherein auszuschließen, hat für mich aus heutiger Sicht etwas nahezu Masochistisches. Entweder man will sein Ding durchziehen, um zu sehen, wie weit man es ohne fremde Einflussnahme bringt, oder man hat einen hohen Grad an Selbstvertrauen, was die Kommunikation in Social Media bzw. eigenen Netzwerken angeht. Beides setzt im Übrigen Zeit und Geld für Marketingaktivitäten voraus.

Es gibt bestimmte Genres, die sich für Selfpublishing anbieten, nämlich Fantasy und Science-Fiction. In der belletristischen Literatur rangieren sie bei den meisten Verlagen auf hinteren Plätzen. Dafür haben beide Genres einen großen Stamm eingefleischter Fans, die in den sozialen Medien gut organisiert und sichtbar sind. Wenn ein Autor es schafft, das Herz dieser Gemeinde zu erobern, braucht er wohl wirklich keinen Verlag.

Bei einem „normalen“ Debütroman sieht das anders aus. Für den Buchhandel und seine Kunden, aber auch für Zeitungsrezensenten und Literaturblogger hat der Verlag eine positive Filterfunktion. Ein Verlag ist ein auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen. Also muss das Produkt gewisse kommerzielle Kriterien erfüllen: der äußeren Form nach sowieso (Cover, Klappentext, Rechtschreibung), aber auch inhaltlich, was Anforderung an Sprache, Stil und Dramaturgie angeht. Außerdem machen Verlage Marketing. Sie drucken Kataloge, schicken Vertreter in Buchhandlungen und versenden Rezensionsexemplare an die Medien. Damit ist ein Mindestmaß an Öffentlichkeit und Sichtbarkeit gewährleistet.

Mit Verlagstiteln gehen Käufer und Buchhandlungen also ein deutlich geringeres Risiko ein. Beim Buchhandel ist das Risiko weniger ein finanzielles als das des Handlings. Bei 70.000 Verlagsneuerscheinungen (im Jahr 2020) muss der Buchhandel auswählen, weil er nur für einen Bruchteil Präsentationsmöglichkeiten hat. Warum dann das Risiko mit einem selbstverlegten Titel eingehen, der praktisch keine Chancen hat, in überregionalen Zeitungen oder im Fernsehen rezensiert und damit öffentlich gezeigt zu werden? Vertriebstechnisch spricht nahezu alles für den Verlag.

Wo Licht, da Schatten: Die Nachteile müssen ebenfalls genannt werden. Verlage nehmen erheblichen Einfluss auf Form und Inhalt eines Buchs. Die Marketingabteilung hat im Zweifel neue Ideen, was den Titel angeht, die Umschlaggestaltung wird leserkompatibel und aufmerksamkeitswirksam optimiert. Wenn man sich damit abfindet, hat man immerhin weniger Arbeit. Die gewonnene Zeit kann man dann mit den Änderungswünschen des Lektorats verbringen, wobei Stil und Formulierungen noch Petitessen sind. Je nachdem ist dann auch schon mal eine andere Stimmung oder ein neuer Schluss angesagt. Aber immerhin: Ein Verlag machte das nicht, wenn er nicht der Meinung wäre, das Buch ist es wert.

In der Konsequenz heißt das: Kann man sich als Autor an den Gedanken gewöhnen, in der eigenen kreativen Arbeit einen Begleiter zu haben und Einfluss abzugeben? Wenn ja, sollte der Versuch, einen Verlag zu finden, nicht erst gemacht werden, wenn das Manuskript fertig vorliegt. Diese Entscheidung sollte spätestens im fortgeschrittenen Schreibprozess getroffen werden, damit gewünschte Korrekturen direkt eingearbeitet werden können und Änderungen an der Geschichte von vornherein diskutiert und vor dem Schreiben entschieden werden können.

Aber wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, einen Verlag zu finden, der das Risiko mit einem Debütautor eingeht?

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Letzter Beitrag: Korrektorat

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Überarbeiten des Manuskripts: Grundsätzliches

Mitte Oktober 2020 war der vorläufig letzte Satz geschrieben. Wer denkt, er könne jetzt aufatmen und sich an die Korrekturen begeben, der irrt. Der Prozess des Korrigierens beginnt eigentlich mit dem ersten Satz, der auf dem (digitalen) Papier landet. Spätestens im Lauf der ersten Kapitel entwickelt sich beinahe automatisch eine Routine von Schritten, die alle mit Prüfen und Verbessern zu tun haben.

Ich schreibe gerne mit einem Fineliner auf richtigem Papier. Meistens habe ich Blatt und Stift zur Hand, damit ich in jeder Situation Ideen oder Formulierungen festhalten kann, bevor sie unwiederbringlich aus den Gedanken verschwinden. Daraus entsteht oft eine ganze handschriftliche Seite oder mehr. Außerdem gefällt mir die Möglichkeit, Wörter durchstreichen und durch Alternativen ersetzen zu können, ganze Abschnitte mit Pfeilen an andere Stellen zu verschieben und immer noch die alte Version im Blick zu haben.

Beim Übertrag auf den Rechner, meist am nächsten Tag, schauen die Dinge bzw. die Sätze möglicherweise wieder anders aus. Außerdem meldet sich die Rechtschreibprüfung – oft berechtigt. Vollständige Abschnitte und erst Recht komplette Kapitel lese ich mehrmals am Stück, um ein Empfinden dafür zu bekommen, ob sie schlüssig sind. Und wenn meine Frustrationstoleranz noch nicht am Anschlag klebt, werfe ich die Stilanalyse der Schreibsoftware an.

Korrekturen sind ein Teil des Schreibens, und in manchen Momenten überkommt einen das Gefühl, es hört nie auf.

Als nächster Schritt mussten die Leseexemplare für die Testleser gedruckt werden. Ich hatte mich für Taschenbücher entschieden, um ein möglichst echtes Buch- und Lesegefühl zu schaffen. Außerdem wollte ich selbst endlich „mein“ Buch in der Hand halten. Voraussetzung für den Druck ist ein entsprechend formatiertes PDF. Die Papyrus-Software bietet die Konvertierung standardmäßig in unterschiedlichen Formaten an, darunter das für den Druck bei BoD (Books on Demand). Diese Konvertierung setzt voraus, dass der Text mit einer passenden Formatvorlage erstellt wurde. Mein Manuskript besaß keine Formatvorlage, weil ich irgendwann einfach losgeschrieben hatte. Also musste ich den kompletten Text in einzelnen Abschnitten und Überschriften markieren und den Formatvorlagen zuweisen.
Bei der Gelegenheit habe ich weitere Korrekturen gemacht, sowohl was Füllwörter angeht als auch Satzbau und Ausdruck. Es hatte echt kein Ende: Im Text fand ich ständig neue Stellen, bei denen ich im Zweifel war, ob die so okay sind. Einige waren tatsächlich verbesserungswürdig, andere entpuppten sich als Falle. Auch Textverständnis hat eine Tagesform.

Dieses Korrigieren ohne Ende ist aus mehreren Gründen gefährlich. Wenn man Arbeitsschritte vermischt, geht schnell der Blick und die Konzentration auf das Wesentliche verloren. Die Rückmeldungen der Testleser sorgen ohnehin für eine weitere Korrekturorgie. Das eigentliche Problem ist aber ein verfahrenstechnisches. Unabhängig von den automatisch erzeugten Sicherungskopien arbeitet man nach meiner Erfahrung in dieser Phase bereits mit mehreren Versionen des ursprünglichen Manuskripts. Sei es, weil man eine Normseitenversion gemacht hat, sei es, weil unterschiedliche Schrifttypen ausprobiert wurden, sei es, weil man einzelne Kapitel als PDF ausgegeben hat. Mit den PDFs wollte ich den potenziellen Testlesern einen ersten Eindruck für die Entscheidung geben, ob sie sich auf das ganze Buch einlassen. Verschiedene Versionen bieten auch die Möglichkeit, in verschiedenen Versionen Korrekturen zu machen. Die Verwirrung ist vorbestimmt!

Wichtig ist, gleich am Anfang die eine Version zu definieren, in der Änderungen und Korrekturen gemacht werden dürfen. Wenn man, wie ich, Leseexemplare drucken lässt, um auf Basis des Feedbacks weitere Korrekturen zu machen, empfiehlt es sich, ab dem Moment, da erste Ausschnitte – auch als PDF – unterwegs sind, keine Änderungen mehr zu machen. Sonst bleibt der Gleichstand mit den Testlesern nicht gewahrt. Weitere Korrekturen sollten, wenn überhaupt, in einer Kopie gemacht werden, die eindeutig benannt und gekennzeichnet wird.

Was sich anbietet: Jede Datei, die mit dem Text zu tun hat, mit dem Datum im Dateinamen zu benennen und innerhalb der Dateiinformationen bei den „Kommentaren“ angeben, wer die Mutter oder der Vater dieser Datei ist, ob in ihr Korrekturen vorgenommen wurden und wenn, welche.

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Letzter Beitrag: Recherche

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Bild von jan mesaros auf Pixabay

Das Schreiben: Ein kreativer Prozess

Sieht man sich Literatur über den Prozess des Schreibens an, wird schnell klar, dass es dafür kein Patentrezept gibt. Die einen schreiben morgens zwischen fünf und sieben Uhr, andere erst nach dem dritten Whisky. Geschrieben wird im Bett, im Zug, nahezu an allen möglichen Orten zu beliebigen Uhrzeiten. Der Akt des Schreibens ist so vielfältig wie die Menschen selbst und die Texte, die dabei entstehen.

Ich selbst schreibe gerne abends, wenn es draußen dunkel ist und Ruhe herrscht. Das hilft mir, meine Vorstellungen zu visualisieren und eine Szene auszugestalten. Das schließt nicht aus, zu früher Stunde im Bett gute Ideen zu entwickeln. Im Folgenden ein paar Punkte, die für meine Schreibroutine gut funktionieren und die ich daher empfehlen kann.

Das erste Buch zu schreiben, ist ein Prozess, der mich an die Geschichte mit dem Frosch erinnert. Nachdem dieser in einen Bottich Sahne gefallen war, rettete er sich, indem er so lange schwamm, bis er schließlich auf einem Berg Butter saß. Der Debütautor befindet sich in einer ähnlichen Situation: Er springt in ein Becken voller Ungewissheiten, und die Chance auf festen Boden unter den Füßen steigt nur, indem er zusammenhängende Sätze schreibt. Es gibt zwar die Notleiter in Form des Ausstiegs oder der Aufgabe, aber mit der ist meist auch die Aufgabe aller schriftstellerischen Ambitionen verbunden.

Wie schreibe ich? Wo kommen die Sätze her? Es gibt dieses klischeebehaftete Bild des Schriftstellers, der Stunden vor einem leeren Blatt sitzt und kein Wort aufs Papier bringt. „Schreibblockade“, tönt es aus dem Hintergrund. Nein, das ist es eher nicht. Ich vermute, eine echte Schreibblockade erfordert lange Jahre des Schreibens, bis der Kopf sich wehrt, weil eigentlich alles gesagt ist. Bei einem Debütroman dagegen produziert man meist mehr Ideen, als dem Manuskript guttut.

Das anfängliche Zögern hat nach meiner Erfahrung eher damit zu tun, die eigenen Einfälle gleich mit gelungener Formulierung und in der richtigen Reihenfolge niederschreiben zu wollen. Irgendwann hat man gelernt, dass die erste Fassung eines Texts nicht umsonst Rohfassung heißt, auf die noch Überarbeitungen folgen. Daher ist es besser, einfach loszuschreiben und den stetigen Fluss von Gedanken durch die Hand aufs Papier zu bringen.

Es gibt ein paar Techniken, die helfen. Eine meiner wichtigsten: Lebe mit der Szene, die du schreibst! Oder besser: Erlebe sie. Konkret heißt das: Wenn du den Eindruck hast, dass das, was du erzählen oder darstellen willst, nicht anschaulich genug rüberkommt, lehne dich zurück, pack den Füller weg, koch dir einen Tee, mach ein Bier auf oder schenk dir ein Glas Wein ein. Dann lass die Szene bildhaft in deiner Vorstellung ablaufen. Das gibt dir nicht nur neue Facetten der Beschreibung, sondern oft auch ein paar zusätzliche Ideen, die Handlung weiter oder im Detail zu entwickeln. Wichtig ist dabei, es nicht zu zwingen. Manchmal muss man solch eine Szene, wenn sie entscheidend ist, über mehrere Tage mit sich herumtragen und versuchen, die eigene Fantasie wieder und wieder da hinein zu schicken.

Was ich im Lauf meines ersten Romans auch erlebt habe, war das Gegenteil des Beschriebenen. Situationen fern ab vom Schreibtisch, in denen ich spontan anfing zu formulieren: beim Frühstück, beim Sport, unter der Dusche oder sonst wo. Auf einmal häufen sich in vollendete Sätze gefasste Gedanken, die nach Festhalten schreien, und den Gefallen tut man ihnen. Das erfordert allerdings immer und überall ein Blatt Papier plus Stift in Reichweite. Formulierungen sind flüchtig wie Träume. Wer sie nicht sofort festhält, verliert sie genau so schnell, wie sie aus dem Nichts auftauchen.

Wenn man Glück hat, kann das richtig produktiv werden. Es fängt an mit einer Notiz oder einer kurzen Formulierung, die es wert scheint, aufgeschrieben zu werden. Daraus wird spontan ein Absatz, ein Abschnitt oder vielleicht eine ganze Seite – aus dem Nichts, dem Herz und der Fantasie entsprungen. Oder doch nur dem Stift? Das sind die Gelegenheiten, die wichtig sind wahrzunehmen. Das Ursprüngliche, das Ungefilterte. Panta rhei – Alles fließt. Wohl dem, der ungehemmt fließen lassen kann. Was der Erguss wirklich taugt, wird die kritische Betrachtung am Tag danach zeigen.

Überhaupt: der Tag danach … Ein wertvolles Instrument der Kontrolle. Ich erinnere mich nur ungern an meine Zeit bei der Bundeswehr. Im Gedächtnis ist mir aber die Regelung geblieben, Beschwerden erst einen Tag nach dem eigentlichen Vorfall schreiben zu dürfen. Das hat einen Sinn. Es legt sich nicht nur die Aufregung, sondern der Blick wird nach einer Nacht wieder klarer, und manche Dinge sehen dann doch anders aus.

Ich habe für mich daraus die Tausend-Wörter-Regel abgeleitet. Maximal tausend Wörter am Tag sind genug. Manchmal kommt man in eine Art „Flow“, und die Wörter rinnen wie nichts aus der Feder. Leider lässt häufig die Konzentration nach. Am nächsten Tag stellt sich bei kritischem Lesen heraus, dass das letzte Drittel des geschriebenen Texts nicht den eigenen Ansprüchen genügt. Die Korrektur ist oft mühsamer und unbefriedigender, als wenn man gleich früh genug aufgehört und am nächsten Tag mit frischem Kopf weitergemacht hätte. Im Einzelfall mag das anders aussehen, aber grundsätzlich sollte man in der täglichen Arbeit die eigenen Grenzen kennen.

Zu viel zeitliche Distanz ist auch schädlich. Ich spreche von den 30 Jahren, die das Exposé in einer Dachbodenkiste reifte, bevor ich es zur Grundlage meines Romans machte. Da war einiges vom Handlungsablauf und von den Dialogen gut geschrieben, aber irgendwie passte es nicht. Letztlich erwies sich als besser, diese Textabschnitte gründlich zu lesen, die Sache eine Nacht ruhen zu lassen und dann die Szenen neu zu schreiben. Sie fügen sich in die Geschlossenheit des Manuskripts deutlich homogener ein als eine halbherzig erweiterte oder umgeschriebene Version des alten Bestandstexts.

Was das Schreiben im Allgemeinen angeht, stehen noch zwei bemerkenswerte Punkte in meinem Autoren-Tagebuch. Einer betrifft den Einstieg, der andere die Endphase.

Als ich anfing zu schreiben, also tatsächlich einen Stift in der Hand und ein Blatt Papier vor mir hatte, war mir ein Rätsel, wie man ein Buch mit mehreren hundert Seiten schafft. Aber je mehr und kontinuierlicher ich geschrieben habe, desto länger wurden die Absätze und Szenen. Beschreibungen und Stimmungen gewinnen an Details, Gefühle an Ausdruck. Bei den Dialogen ist Vorsicht geboten, die werden gerne geschwätzig.

Erklären lässt sich dieses Phänomen dadurch, dass sich nach und nach ein innerer Rhythmus einstellt und ein Gefühl dafür, wie lange der Leser physisch in einer Szene gehalten werden muss, damit diese glaubhaft wird und im Ablauf der Erzählung die richtige Relevanz bekommt. Ein Autor mit etwas Erfahrung kann fast jede Szene ausführlicher darstellen, als es nur für das Verständnis notwendig ist.

Eine andere Merkwürdigkeit ist das Nicht-fertig-werden-wollen. Die Rohfassung des Manuskripts ging dem Ende zu, und die letzten drei Szenen waren klar, teilweise schon grob ausformuliert. Trotzdem vertrödelte ich jede Menge Zeit mit Korrekturen und Verbesserungen am bisher geschriebenen Text. Was mir dazu einfällt? Möglicherweise wollte ich gar nicht fertig werden, weil ich mich an das regelmäßige Schreiben gewöhnt hatte. Ich wusste, dass danach Aufgaben anlagen, auf die ich deutlich weniger Lust hatte, weil sie Entscheidungen erforderten, mit denen ich mich nicht auskannte. Ich lebte offensichtlich ganz gerne in meiner Schreibblase.

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